Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/241

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

war, wurden im jetzigen Kloster mehrere Dormenter unterschieden: der Siechendormenter, der hintere Dormenter, der neue Dormenter. Der letztere war ein offenbar wohlausgestattetes Hauptgebäude; als er 1466 niederbrannte, gingen in ihm hundert Betten, viel Geschirr und Hausrat, insgesamt im Werte von mehr als zwölftausend Gulden zu Grunde, darunter als Prachtstücke ein silbernes Schiff und drei köstliche Könige von Silber und Gold. Überall ist dabei an Gebäudetrakte oder Stockwerke zu denken, die auch gemeinsame Räume enthalten mochten, größtenteils aber einzelne Zellen enthielten; oft bildeten mehrere solcher Zellen, samt Kammern und Küche, zusammen ein Appartement für eine Klosterdame. Die ganze Einrichtung war wohl behaglicher und schmucker als in andern Klöstern. Die Zellen von St. Klara z. B. hatten weißverputzte Wände mit schwarzem Fachwerk, dunkle Balkendecke und Fußböden aus roten Fliesen; im Steinenkloster wurden 1520 neue Zellen gebaut, mit Holzwänden, jede Zelle elf Schuh lang und neun Schuh breit.

Neben diese üblichen Dormenter stellte die Karthause das ihr eigene Zellensystem: lauter einzelne Häuslein mit je einem zugehörigen ummauerten Gärtchen. Rings um den großen Kreuzgang lagen diese Zellen, sechzehn an der Zahl, jede von einem Mönche bewohnt, jede von tiefem Schweigen erfüllt und umgeben, der Vorstellung des auch im Kloster möglichen Anachoretenlebens entsprechend.

Eine Spezialität war auch St. Leonhard, wo als Rest des ursprünglichen, durch die Regel doch nicht völlig bezwungenen Kollegiatzustandes neben eigentlichen Zellen über dem Kreuzgang auch separate Wohnungen oder Häuser einzelner Chorherren in den mächtigen Gebäuden um den Hof bestanden.

Ausgezeichnet durch Lage Größe und Einrichtung war allenthalben der Wohnraum des Klostervorstehers: in der Karthause die größte Zelle in der südwestlichen Ecke des Kreuzgangs, im Augustinerkloster eine Stube mit Kammer, im Predigerkloster eine aula. Die Äbtisse des Klingentals wohnte abseits am Rheinufer in einem Hause, diejenige von St. Klara im hintern Klostergarten. Als Freiherr Thüring von Ramstein 1417 im großen Brande sein Haus verloren hatte, zog er nach St. Leonhard hinauf zum Propst Oflater und wohnte bei diesem zwei Jahre lang, bis sein Hof wieder gebaut war.

Im Konvents- oder Kapitelshause, das mancherorts die Auszeichnung eines Glockentürmchens auf dem Dache hatte, lag zumeist, im Erdgeschosse und vom Kreuzgange her direkt zugänglich, die Konventsstube (Kapitelsaal), sofern eine solche überhaupt als eigener Raum bestand. Außer ihr fand sich in diesem Hause das Refektorium Refental. Dieses war der größte

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 762. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/241&oldid=- (Version vom 4.8.2020)