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durch Enea Silvio. Es ist die Schilderung eines Durchschnittszustandes, gegeben im denkwürdigsten Moment, an der Grenze zweier Weltalter.


Die große Zeit des Konzils endete mit den 1430er Jahren unter Schaffung eines Schisma, mitten in den Ängsten und Leiden der furchtbarsten Epidemie; diesen Erlebnissen folgten schwere wirtschaftliche Not, die Schrecken des Armagnakeneinfalls und ein Jahrzehnt erbitterten Krieges.

Alles dies zusammen bildete eine Heimsuchung, deren Macht nicht unerwidert bleiben konnte. Große Stiftungen, Buß- und Bittgänge, die Luxusgesetze, die Verfassungskämpfe, die Rückkehr in die römische Obedienz waren Äußerungen eines zu Änderung des Lebens entschlossenen Willens. In Worten, die über jede gewohnte Formel hinausgehen, verraten uns auch die Urkundenschreiber die tiefe Zerknirschung: „von Anfang der Welt ist alles Leben mit dem Tod überherrscht, die Zeit vergehet wie der Schatten und der Tag wird schreckhaft unheimlich und bitter“.

Ein Erleben solcher Art machte nur um so empfindlicher und empfänglicher für die gewaltigen Mächte, die jetzt über Stadt und Gesellschaft hereinkamen: die Kunst des Buchdrucks, die freie humanistische Gelehrsamkeit, die Universität, die Schicksale des Reiches und der Welt. Auch Basel hatte dem Geiste Stand zu halten, der tausendfältig sich offenbarte, in der Emanzipation und Differenzierung weltlicher Herrschaft, in der kirchlichen Regeneration, im Erschaffen neuer Bildungselemente und neuer Bildungsmittel, im Wecken neuer wirtschaftlicher Kräfte, in der Verfeinerung aller Sinne. Unter seiner Herrschaft formten sich Leben und Gesinnung.


Wir beachten vorerst die soziale Gestaltung.

Der Friede mit Österreich 1449 war ein Triumph der Stadt über Fürst und Edelmann gewesen. Die Empfindung hievon lebt auf allen Seiten. Basel hat sich über seine Kraft ausgewiesen und bedarf der Herren nicht mehr. So gewinnen die Beziehungen zu Österreich einen neuen Ton, und gleichzeitig geht die Teilnahme des Adels am Stadtregiment ihrem Ende zu. Das Einzelne dieses Verlaufes wurde geschildert.

Wir erleben jetzt auch das Aussterben alter ruhmreicher Adelsfamilien Basels, wie der Münche von Landskron, zur gleichen Zeit, da große Dynastenhäuser — Hasenburg Ramstein Tierstein — zu Grunde gehen.

Andre dauern aus, suchen aber eine ihrem Wesen gemäße Tätigkeit im Hofdienst oder bei der Verwaltung des modernen Staates. Jacob und

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 899. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/378&oldid=- (Version vom 4.8.2020)