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unter heftigen Kämpfen, beraten. Sodann aber drang auch in dieses Bistumsgeschäft die Erregung, die vom Schwabenkrieg und von Basels Schweizerbund her den Oberrhein bewegte. Österreich wollte wenigstens in diesem Bereiche des Bistums seinen Einfluß sichern; als Vasall des Hochstiftes wohnte es der Wahlhandlung bei und portierte als Kandidaten den Basler Kapitular Johann Werner von Mörsberg, Sohn des österreichischen Landvogtes Freiherrn Caspar. Vielleicht kamen Einwirkungen solcher Art auch noch von andrer Seite. Doch konnten nicht politische Aspirationen allein Gehör finden. Auch Kirchlichkeit Gelehrsamkeit Würde waren von Bedeutung. Und die besten Aussichten hatte jedenfalls, wer schon auf dem Posten stand und gewissermaßen designiert war. Als solcher kam der Bistumsverweser und Coadjutor Christoph von Utenheim in Betracht. Er wurde gewählt, am 1. Dezember 1502, in Anwesenheit von Deputierten des Rates. Die Provision durch Papst Alexander VI. folgte am 8. März 1503.


Christoph von Utenheim, Sohn des bischöflich straßburgischen Hofmeisters Hans, kannte Basel schon von seinen Studentenjahren her. Der Kirche diente er als Chorherr, dann als Propst des Thomasstifts zu Straßburg, seit 1475 als Domherr zu Basel. Sein Wesen wird uns schon in dieser Frühzeit dadurch bezeichnet, daß er wiederholt mit Inspektion und Visitation der Straßburger Diözese betraut wurde sowie vom Abt von Cluny, dessen Generalvikar er war, die Leitung der verwahrlosten Priorate Basel, St. Ulrich und Cerdona zugewiesen erhielt. Beim Basler Dom zum Custos erhoben, übernahm er noch bei Caspars Lebzeiten, 1499, das Amt eines Bistumsverwesers, 1502 dasjenige eines Coadjutors. All das deutet auf Brauchbarkeit und Hingebung. Aber es ist für Christoph bezeichnend, daß inmitten solcher Tätigkeit er das wachsende Verlangen hatte, stille zu werden und abseits zu sein. Er wollte im Schwarzwald in die Einöde gehen; schon war er bereit, diese Absicht auszuführen, da traf ihn die Nachricht, daß er zum Bischof von Basel ausersehen sei.

Lebensvolle Äußerungen der Freunde Utenheims sind uns aus diesem Moment erhalten. Geiler riet, die Bischofswürde abzulehnen, da eine Reform der kirchlichen Zustände ja doch nicht durchführbar sei. Anders Wimpfeling. Ihm schien, daß in dieser Berufung Gott selbst zu Utenheim rede. Er solle das Amt annehmen zur Ehre des Höchsten und zum Heile vieler Seelen. Und dann folgt auf diesen Zuspruch die Schilderung eines guten Bischofs und seiner Regierung, gemengt aus kühnen Träumen und bittern Bemerkungen über die Besetzung der Ämter, über die Beaufsichtigung

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)