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ist sowohl Krämer als Kaufherr. Der Stadt dient er 1498—1503 als Wechsler am Finanzamte, von 1513 an als Ratsherr der Safranzunft, auch wiederholt in Gesandtschaften. Die zahlreichen Vergabungen an die Karthause gehören zum Ganzen dieser Existenz, ebenso der Besuch der Schlettstädter Schule durch seine Söhne; in solcher Gesinnung auch läßt er durch Hans Holbein das große Altarwerk malen, das ihn selbst uns zeigt, mit seinem ausdrucksvollen Gesicht eines klugen Rechners, und bei ihm seine zahlreichen, merkwürdig unschönen Söhne und Töchter. — Hans Gallizian endlich ist Einer aus der zweiten, vetternreichen Generation der piemontesischen Papiererfamilie, die seit der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts im Sankt Albantal arbeitet. Er steht mitten im Gewerbsleben; gleich den Wissenburg Oberriet Lombard Winter usw. gehört er zu der beweglichen und vielseitigen, die Stadt vorwärtsbringenden Kaufmannschaft. Er hat einen Verkaufsladen, treibt aber auch große Geschäfte; 1503 arbeitet er am städtischen Finanzamt; 1510 ist er Seckelmeister, 1512 Zunftmeister zu Safran, wiederholt Gesandter Basels zu eidgenössischen Tagen. Hier im politischen Leben gewinnt diese Gestalt Umrisse. Gallizian ist eines der Häupter der Franzosenpartei; er vertritt die Stadt bei der Besiegelung des Allianztraktates 1521.

Wir wenden uns zu den paar Herrschern des Rates.

Ulrich Falkner, von dem 1520 ein Verehrer rühmte, daß er ganz Basel in der Gewalt habe, war ein Kleinbasler gleich Eucharius Holzach. Seines Gewerbes ursprünglich Sattler, dann Herbergswirt. Was wir bei Lienhard Pfirter, Heinrich Rieher u. A. wahrgenommen, wiederholt sich hier: unaufhörlich mit aller Welt verkehrend, von überall her das Neueste hörend, den Menschen jeder Art nahekommend, können diese Inhaber großer Herbergen an ihrem Beruf eine Schule für öffentliche Geschäfte haben. 1508 wurde Falkner Meister seiner Weinleutenzunft, 1516 Ratsherr, 1519 Oberstzunftmeister. Alles trifft in voller derbster Sichtbarkeit in diesem Manne zusammen: die kriegerische Bravour beim Pavierzug und bei den gewaltigen Schlachten von Novara und Marignano, dann die unausgesetzte, nie subalterne sondern führende Tätigkeit im Rat und in zahllosen Kommissionen; neben Offenburg, später neben Meyer ist Falkner der an den meisten Tagsatzungen anwesende Basler. Im Jahre 1515 weilt er monatelang in Mailand als Mitglied des dem Herzog beigegebenen Kriegsrates. Hinter diesen öffentlichen Diensten aber betrachten wir den Menschen Falkner, wie er uns gezeigt wird in seinen Inventarien, in noch vorhandenen Trümmern einer luxuriösen Ausstattung, und in seinem Porträt, dem Bilde des

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/141&oldid=- (Version vom 1.8.2018)