Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 3.pdf/155

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

geschaffen, ich als Sohn Adams aus Lehm“, ruft ihm 1511 der kränkelnde Reuchlin zu. Am 25. Dezember 1513 stirbt Amerbach, dreiundachzigjährig; und welche Lebensfülle bis in seine letzten Zeiten!

Indem Amerbach in seinem Berufe nicht der Diener und noch weniger der Ausbeuter der Gelehrten sein wollte, sondern ihr Mitarbeiter, verkörperte er die Eigenart des damaligen Buchgewerbes in hohem Maße. Er zeigte das Stolze, aber auch das Verpflichtete solcher Stellung. Frisch bis zum letzten Atem und sich so wenig schonend wie die Andern, hatte er seine Auffassung der Buchdruckerei als einer heiligen, zur Ehre Gottes geübten Kunst. Als „impressor sanctissimus“ stellte er seine Arbeit in den Dienst der ersehnten Regeneration von Christentum und Theologie. Er druckte zahlreiche Bücher; aber kein Vielerlei und nichts Kleines, sondern meist wuchtige großformatige vielbändige Werke, Quellenschriften ersten Ranges. Mit gründlicher wissenschaftlicher Bildung und unermüdlicher Sorgfalt für Korrektheit der Texte bis ins Kleinste verband er einen großen geschäftlichen Zug. Dabei bediente er sich, nachdem er lange Zeit hindurch meist allein gearbeitet hatte, von der Jahrhundertwende an dauernd des Mittels der Gesellschaft. Zuerst mit Froben, dann mit Diesem und Petri. An die großen Werke der frühern Periode schlossen sich jetzt die Bibelausgaben mit den Postillen, die Sammlungen der Bücher geistlichen Rechtes, die Karthäuserstatuten, der Beginn des Hieronymus, lauter mächtige Publikationen. Froben tritt dabei zurück, während Petri die kenntlichere Figur ist. Johannes Petri aus Langendorf war ein fränkischer Landsmann Amerbachs, gleich Froben. In Basel begegnen wir ihm seit 1488. Nur selten arbeitet er für sich allein; seine Tätigkeit ist in Gesellschaften, zuerst mit Froben, dann mit Diesem und Amerbach; in dieser Societät der drei Johannes heißt er „der große Meister Hans“. Ein Egoismus, der wenig Rücksichten duldet, kann ihn unbequem machen; aber er kompensiert dies durch seine Kenntnis aller Geschäfte, seine technische Fertigkeit, die reichen Anregungen, die seine unternehmungslustige Gewandtheit und Tatkraft bieten.

Neben das Leben in dieser Societät treten die Beziehungen zu Anton Koberger in Nürnberg. Koberger, als Fürst der Buchhändler gepriesen, hatte seit ca. 1470 seine eigene Druckerei; er ließ aber auch fremde Pressen, in Straßburg und namentlich in Lyon und Basel, arbeiten. Hier in Basel war er in solcher Weise schon bei Drucken Amerbachs, später, in der Form des Kommanditbetriebes, bei solchen der Gemeinder Amerbach Froben Petri beteiligt. Eine Fülle ächtester Zeugnisse zeigt uns diesen Verkehr. Mit aller Wahrheit des Lebens zumal bei den Verhandlungen über die beiden

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)