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Die Stellung Basels im Ganzen der eidgenössischen Politik dieses Jahrzehnts war noch immer bestimmt durch die Kürze und Neuheit des Verhältnisses. Während die gewaltig einende Macht jener großen politischen und kriegerischen Impulse fehlte, die vor Kurzem noch das eidgenössische Wesen erfüllt hatten, wurde das Einleben jetzt um so mehr erschwert, da die Zustände der Eidgenossenschaft auch durch die starken innern Gegensätze um Einheitlichkeit gebracht waren.

Basel nahm im helvetischen Verbande keine vortretende Stellung ein; seine Hauptfunktion war hier das Vermitteln, und dem entsprach, daß es sich überhaupt abseits hielt und die Andern machen ließ. „Sich nicht mit Dem beladen, was Andre tun; zuhören und ad referendum nehmen; für Basel freies Handeln vorbehalten; Alles tun, was zu Freundschaft und Einigkeit dient" u. dgl. m., so lauteten die Instruktionen, die Basel seinen Tagsatzungsgesandten gab.

Aber wir erkennen die Art der politischen Beziehung Basels zur Schweiz nicht nur aus diesen Akten. Neben dem offiziellen Verkehre stehen einzelne persönliche Wirkungen von Behörden, aber auch von Unverantwortlichen. Zu den Leuten letzterer Art, den „unruhsuchenden Nebentagherren" dürfen wir den uns wohlbekannten Ulrich Falkner zählen, der in Basel seine Position eingebüßt hat, sich nun aber bei Tagsatzungsherren und fremden Ambassadoren einen Einfluß sucht. Und im Allgemeinen beachten wir, wie der Amtsverkehr sich vollzieht auf dem Grund allgemeinen politischen Empfindens. Äußerungen solcher Volksmeinung brechen zuweilen, hüben wie drüben, aus der Tiefe hervor. Wenn des Baslers Hans Gallizian Ehefrau 1524 ausrief, daß ihr Vater Hans Jungerman s. Z. zum Eidgenössischwerden Basels hauptsächlich mitgeholfen habe und sie dies nun in Basel entgelten müsse, so kam dabei wohl eine nicht nur vereinzelte Meinung zum Ausdrucke. Mehr als Einen verdroß es hier, daß die Basler „milchklötz und eidgenossen" geworden, und demgegenüber konnte man im Wirtshause Schweizer schelten hören, daß sie in Basel, wo Weiß und Schwarz die Farben seien, unter „klecksteinen" sitzen und Verräter um sich haben müßten.

Beiderseits hatte man zuweilen die Empfindung, anders gearteten Menschen gegenüber zu stehen. Und hier hinein wirkten nun noch die Eindrücke des konfessionellen Kampfes, zumal ein so starkes Erlebnis wie das Ausgeschlossenwerden Basels von der Erneuerung der Bünde 1526. Stimmungen bildeten sich, die auch im offiziellen Verkehre sich nicht immer unterdrücken ließen. Oft hatte der Basler Rat das Recht seiner Stadt zu wahren gegenüber eidgenössischen Derbheiten und Zumutungen. Wiederholt

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/425&oldid=- (Version vom 1.8.2018)