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Talesius aus Harlem, den Nicolaus Cannius, den Felix Rex Polyphemus, den Johannes Hovius, den Claudius, den Lambertus, den Burgunder Gilbertus Cognatus aus Nozeroy.

Diesen Cognatus hebt seine Tüchtigkeit über die andern famuli und macht ihn zum Studiengenossen des Meisters, stellt ihn in die Reihe der Hausfreunde und Kommensalen, der convivae convictores. Das ist der Schwarm erlesener Jünglinge, den wir in diesen Jahren als familia domestica im Hause des Erasmus finden, und deren Manche wohl auch Kostgänger oder Pensionäre sind. Sie weilen oft Monate lang im Hause des Erasmus; wenn sie weiterziehen, zuweilen absichtlich durch ihn fortgeschickt, damit sie nicht im zu langen Verweilen am Orte stumpf werden, stattet er sie aus mit Empfehlungen an seine Freunde in Venedig Padua Paris Spanien Brabant England usw.; wie ein Geadelter geht der erasmische Kommensale fortan durch die Welt der Gelehrten und Schöngeister. Der uns schon bekannte Ludwig Carinus gehört von 1522 an zu dieser Hausgemeinde, bis er sich mit Erasmus entzweit über die Beurteilung der Senecaausgabe des Nesen und die Art der Erziehung des Erasmus Froben. Andre sind der Sachse Heinrich von Eppendorf, Franz Dilf aus Antwerpen und namentlich der dem Erasmus nahe stehende Carl Harst aus Cleve. Sodann Wolfgang von Arnim, die Polen Andreas Zebridovius und Martin Dambroviski, Carl Utenhofen aus Gent, Andreas Conritz und der durch Joachim Camerarius empfohlene Daniel Stieber, ein Edelmann aus Franken; da Dieser nach Paris gehen und hiefür französisch lernen will, rät ihm Erasmus, bei einer jungen Französin in die Schule zu gehen; eine Solche vermöge so viel wie vierzig Lehrer.

Diese famuli und commensales sind lauter Jugend. Die verschiedensten Gesichter, auch die verschiedensten Gaben und Gesinnungen, und die Sprachen aller Nationen. Aber dem Erasmus ist dies frische Leben Bedürfnis. Er selbst bezeugt es; in allen Widerwärtigkeiten des Lebens und Alters tröstet ihn, diese Jünglinge um sich zu haben beim Essen mit heitern ausruhenden Gesprächen und beim Spaziergange.

Dauernderes bietet ihm, neben dieser internationalen und oft wechselnden Hausgenossenschaft, der Umgang mit den guten Basler Freunden Rhenan Glarean Amerbach Bär Froben.

Das eigentümliche und wahre Wesen des Verkehrs in dieser Runde der erasmischen Genossen Verehrer und Helfer ist freilich nur zu vermuten. Aber wenigstens in einzelnen Augenblicksbildern wird es uns gezeigt durch die Colloquia des Erasmus. Wie einst deren früheste knappe Formen in

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/444&oldid=- (Version vom 1.8.2018)