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Barecken gewahrte, keck darauf zu, meldete sich als Einen Stamm und Anverwandten und wollte sofort von einem leeren Stuhle Besitz nehmen. Aber schnell sprang jetzt ein alter, großer und starker Ritter mit einem breiten dunkelen Gesichte und einem gewaltigem Schnurtzbarte, von seinem Sitze auf; man sah es ihm leicht an, daß er schon eine gute Weile in diesem Fegefeuer mußte gelebt haben; auch hatte er den Ehrenplatz an diesem Tische ein, und wurde auch von den übrigen Tischen, als denen von Metternich, die in seiner Nähe saßen, augenscheinlich in sonderlicher Ehren gehalten. Dieser trat mit zornfunkelnden Augen vor das junge kecke Herrchen, riß ihm den bereits gefaßten Stuhl wieder aus den Händen, und schrie ihm zu, daß er an diesen Tisch sich nicht wagen solle. Dieß konnte das Herrlein nicht begreifen, und es fragte daher verwundert: warum nicht?

Warum nicht? schrie der alte Ritter noch zorniger; weil du ein feiger Gesell bist, der unserer ehrlichen Gesellschaft unwerth ist; weil Du dem Gottesurtheil auswichest mit Christian von Mantoll, und weil ich nicht glaube, daß ein edler Herr von Barecken dein Vater ist, sondern höchstens ein schlechter Knappe.

Der junge Herr wurde hierüber sehr verdutzt, wollte aber doch etwas erwidern; allein der ganze Tisch fiel über ihn her, und ließ ihn nicht zu Worte kommen, und schleppte ihn zu einer langen, schmalen Bank von glühendem Eisen, auf der die Knappen und Knechte der Familien saßen, und wo sie ihm seinen Platz anwiesen.

Gleich darauf trug sich wieder etwas Anderes zu,

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 057. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_057.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)