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hat es ein angesehener Mann von Westhofen gesehen. Diesen führte vor mehreren Jahren, als er von Schwerte nach Westhofen zurückkehren wollte, sein Weg über die Wandhofer Heide, auf welcher er gegen zwölf Uhr Nachts ankam, als gerade der Mond voll wurde. Auf einmal verschwand der Weg, auf dem er ging, und er sah sich in eine fremde Gegend versetzt, die er noch nie geschauet hatte. Vor sich erblickte er ein großes, schönes, hellerleuchtetes Schloß, aus dem ihm lauter Jubel und die schönste Musik entgegenschallte. Er blieb verwundert eine Zeitlang stehen; als ihm aber die Geschichte des verwünschten Schlosses einfiel, eilte er erschrocken von dannen. Doch den Weg konnte er nicht wieder finden, und wohl zwey Stunden lang lief er voll Angst in der Irre umher, bis er zuletzt von Fernen dreschen hörte. Darauf ging er zu, und erreichte glücklich das Dorf Wandhofen. Am anderen Morgen ging er mit vielen Leuten auf die Heide zurück; aber sie fanden nichts; nur an Einer Stelle, die etwas hügelicht war, kam ihnen starker Schwefelgeruch entgegen.

(Mündlich.)


XI.


Die ungetaufte Glocke.


Vor langen Jahren wurde zu Warendorf auf dem Thurme der alten Kirche eine neue Glocke aufgehangen. Die Glocke hatte man aber nicht getauft. Als

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_112.png&oldid=- (Version vom 29.12.2019)