Seite:Westphälische Sagen und Geschichten 136.png

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so daß der Held seinen ganzen Feldzug fast vereitelt, und sich auf dem Punkte sah, zu einem schmachvollen Rückzuge seine Zuflucht zu nehmen. In dieser Noth erschien während eines hitzigen, hartnäckigen Gefechtes plötzlich ein junger Ritter in seinen Reihen, in einer glänzenden, goldenen Rüstung, mit einem Schilde, auf dem ein schneeweißer Schwan prangte. Elias Grail! rief Carl Martell voller Freude, als er ihn sah, als wenn in dem Jünglinge ihm sein Schutzgeist erschienen sey. Ellas Grail focht mit einem Muthe und mit einer Kühnheit, wie die Franken sie noch nie gesehen, und die Friesen noch nie erfahren hatten. Muth verbreitete er unter den Seinigen, Tod und Schrecken unter den Feinden. Die Friesen wankten, flohen, zerstreueten sich, und nach wenigen Tagen erschien Radbodus demüthig und unterwarf sich mit seinem ganzen Volke.

Diesesmal entschwand Elias Grail nicht wieder; er blieb bey Carl, dessen Freund er wurde und mit dem er nach Frankreich zurückkehrte. Um diese Zeit war es, als der Graf Theodorich von Cleve starb, und mit der lebhaftesten Freude ergriff Carl die Gelegenheit, seinem Freunde und zweimaligem Retter seine Dankbarkeit zu bezeigen; er ernannte ihn zum Grafen von Cleve und Theisterbant[WS 1].

Das Volk von Cleve wahr zahlreich am Ufer des Rheins in der Nähe der gräflichen Burg zu Cleve versammelt, um seinen neuen Herrn in Empfang zu nehmen. Man erzählte sich, während man ihn erwartete, von seinen Thaten und seinem Muthe, und erschöpfte sich zugleich in Vermuthungen darüber, woher er, der so unvermuthet und räthselhaft erschienen war,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Thristerbant
Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_136.png&oldid=- (Version vom 29.12.2019)