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Ich fürchte Herr! sagte sie zu Zurmühlen; die Eurigen sind angegriffen, und in einem heftigen Kampfe. Laßt uns ihnen zu Hülfe eilen. Dieser Holzpfad, wenn ich nicht irre, muß uns in wenigen Minuten zu ihnen führen.

Der alte Zurmühlen konnte in der That seiner Unruhe nicht Herr werden, und dieser Vorschlag der Dame schien ihm sehr willkommen zu seyn. Wenn Ihr meint! – erwiderte er, und setzte sein Roß in Bewegung, um den angegebenen Weg seitab zu sprengen. Allein in demselben Augenblick hörten sie wildes Getöse, das ganz in ihrer Nähe war, und als sie sich umblickten, sahen sie einen Haufen Geharnischter, die in gestrecktem Gallopp hinter ihnen her gejagt kamen, und sie schon bis auf wenige Schritte eingeholt hatten. Entfliehen war keine Möglichkeit mehr; auch mochte der brave Zurmühlen sich nicht dazu verstehen wollen. Er warf daher geschwind sein Pferd zurück, zog sein Schwert, und ermahnte seine Leute, sich muthig und standhaft zu halten; indem er seine Begleiterin bat, sich eilig davon zu machen.

Diese schien dazu jedoch nicht geneigt zu seyn; nachdem sie vielmehr mit einem kurzen Blicke die verfolgenden Reuter betrachtet hatte, rief sie Zurmühlen zu: Verhaltet Euch nur ganz ruhig, lieber Herr, diese Ritter thun uns nichts! Ich kenne sie an den drey Vögeln und an dem schwarzen Balken auf den Schilden.

Doch die Ritter waren anderen Sinnes. Glück auf! rief Einer von ihnen, dessen Schild ein langer schwarzer Balken mit einem Sterne zierte Glück auf, da ist Beute! Drauf! drauf!

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_181.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)