Seite:Westphälische Sagen und Geschichten 190.png

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und Reich zu Lohn trage, in seinem Gebiete wohl fordern könne, nur seine wohlerworbenen Rechte beschützt und aufrecht erhalten habe, und wie er deshalb, so lange er nicht gegen Kayser und Reich gehandelt habe, weder einen Westphälischen, noch irgend einen anderen Edelen zu fürchten[WS 1] brauche.

Der Domscholaster hatte ihm hierauf vorgestellt, wie er doch um der herzlichen Freundschaft willen, die so lange Jahren zwischen ihm, dem Burggrafen, und dem Bischofe Florenz von Münster bestanden, dessen Unterthanen nicht ferner mißhandeln möge, und wie, um eine Ausgleichung dieserhalb zu versuchen, der Bischof ihn bitten lasse, von Münster zu ihm zu kommen, auf diese Reise aber auch seine Tochter mitzunehmen, indem der Bischof außerordentliches Verlangen trage, die Jungfrau wiederzusehen, die er als liebliches Kind so oft auf seinen Armen getragen.

Der Burggraf war wirklich früher sehr eng mit dem Bischofe von Münster befreundet gewesen; er hatte diesen sogar im Jahre 1364 in sein Bißthum einsetzen helfen, ihm sehr oft in seinen Fehden, gegen dessen eigene Münsterschen Unterthanen, die ihn mehrmalen nicht anerkennen wollten, beygestanden, und seitdem Jahre lang in ununterbrochener Freundschaft mit ihm gelebt. Vor zwey oder drey Jahren aber war dieses Band durch die Zollzwistigkeiten des Burggrafen, und durch die darauf erfolgten Plünderungen und Mißhandlungen Münsterscher Kaufleute zerrissen worden, so daß seitdem Beyde, die sonst kaum Monate ohne einander hatten leben können, sich nicht wiedergesehen hatten. Der Burggraf hatte auch jetzt keine Lust, der Einladung nach Münster zu folgen. Dagegen trug er

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: fürchton
Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_190.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)