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von dieser allerdings verdächtigen Erscheinung weitere Meldung zu machen.

Diese schickte sich auch schon dazu an, als plötzlich hinter einem Vorsprung der inneren Mauer her mit behenden aber schweren Schritten Jemand näher kam. Es war eine kleine, bewegliche Figur, mit langen Armen und einem großen Höker auf dem Rücken, das Haupt mit einem Helme bedeckt und den Körper in einen schweren Panzer gehüllt, von dem es fast unmöglich schien, daß der schmächtige, kleinliche, verkrüppelte Bau ihn tragen könne; daher hatte die ganze Erscheinung des Mannes etwas Seltsames, und auf den ersten Anblick fast possirliches, wogegen sie, wenn man die Kraft sah, mit der er sich unter der schweren Last der Rüstung leicht und als wenn er nichts zu tragen habe, bewegte, und wenn man von dem stechenden Blicke zweyer kleiner, aber fast wie Sterne leuchtender Augen durch das Visir des Helmes getroffen wurde, grausenhaft und beynahe gespensterartig wurde.

Was gilts? trat dieser Mann die Schildwache rasch an.

Der Lanzenknecht schrack beynahe über die unerwartete Erscheinung zusammen. Ihr da, Ritter Bömmelingen? rief er mehr erschrocken als erstaunt aus, und berichtete dann schnell, was der Thurmwart gesehen hatte, indem er die Frage hinzufügte, ob er Lärm schlagen solle?

Der Ritter antwortete auf diese Frage nicht, sondern ließ nur ein unterdrücktes Lachen hören. Freylich, sagte er dann leise für sich; man sollte sie aufwecken, aus süßem Schlafe, aus gaukelnden Träumen, die Verliebten, wie die Betrunkenen! Gesichter und

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_206.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)