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wich nicht. Gott wird sie retten! rief er, schnell wieder entschlossen, mein Posten ist hier! Und mit neuem Muthe stürzte er in die Reihen der Feinde.

Dennoch sollte kein Glück dem Burggrafen und seinem Freunde aufgehen. Denn auch von der anderen Seite röthete sich jetzt plötzlich der Himmel, und wie noch kaum das Geschrey erschollen war. Der Krassenstein brennt! Die Märker haben ihn genommen! – so kam auch schon neues Geschrey und Waffengeräusch und Pferdegetrappel nahe. Es war der Graf Engelbert von der Mark mit seinen Leuten, die Krassenstein wirklich erobert und die Mannschaft darin erschlagen hatten. Der alte Oer hatte sich gewehrt wie ein Löwe, allein der furchtbaren Uebermacht mußte er unterliegen; mit unzähligen Wunden bedeckt, fiel er todt auf dem Kampfplatz nieder.

Die Markaner entschieden den immer ungleicher werdenden Kampf schnell. Der Kriegserfahrne Engelbert wußte bald die entscheidenden Anstalten zu treffen. Von allen Seiten wurden die Stromberger umringt und zusammengedrängt, im Rücken, im Gesichte und von beyden Seiten wurden sie von zahllosen Feinden angegriffen. Dennoch entsank ihnen der Muth nicht; sie wehrten sich wie Verzweifelte, und die beyden hellen Flammen am Horizonte beleuchteten mit jedem Momente eine gräßlichere Szene. Berge von Todten bedeckten das Feld, Hunderte von Verwundeten winselten in die Nacht hinein. Alte, immer muthig gewesene Ritter riefen dem Burggrafen zu, einen Rückzug in die Burg zu nehmen, weil hier auf kein Heil mehr zu hoffen sey. Aber Burchard hörte nicht auf sie; er war trüb und blind gegen alle Schrecken und Gräuel, die

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_245.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)