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Muß man aber das zugestehen, so gibt man ja zu, daß die unsichtbare Kirche, die Kirche der Auserwählten in fremden Kirchengemeinschaften Glieder zähle. Warum wollte man nicht das Geringere zugestehen, ohne welches dies Größere nicht stattfinden könnte, daß es in ihnen Berufene gebe, daß die sichtbare Kirche also auch sie umfaße, – daß sie mit Einem Worte überall sei, wo es Berufung gibt und Berufene geben kann.

 Man verkümmere sich den Gedanken der Kirche nicht und laße gelten, was gilt. Ecclesia catholica est temporalibus aeterna, locis infinita, personis innumera! (Tertull.)




Anhang zu 1.
Ende des ersten Capitels aus Ph. Nicolai’s „Historie des Reichs Christi“.
Nach der Verdeutschung des M. Gotthard Artus. 1628.

 – – „Dieses, was bisher von Zunehmung und Fortpflanzung der Kirchen oder des Reichs Christi in der ganzen weiten Welt kürzlich angezeigt ist, wird, wie ich hoffe, allen gottseligen frommen Christen zu lesen lieb und angenehm sein. Denn daher können sie schließen und urtheilen von der Weite und Größe des Reiches Christi und zugleich auch abnehmen, spüren und merken, wie in der ganzen Welt keine Landschaft, Insel, Königreich oder Volk zu finden, Gott gebe wo man sich hinwendet, dahin die christliche Religion nicht wäre erschollen.“

 „Sonderlich aber ist sich wohl zu verwundern, daß in den dreien sehr großen und mächtigen Königreichen der Mohren, Spanier und Moscowiter die christl. Religion öffentlich in vollem Schwange geht, und alle heidnische Abgötterei abgethan ist; die andern Königreiche, ob sie wohl nicht so weit und groß sein, gehören sie doch entweder ganz und gar zum Reich Christi, oder sind zum wenigsten etliche Kirchen in denselben zu finden.“

 „Es möchte aber Jemand fragen, ob ich das Papstthum in Spanien für eine Zunehmung der christl. Religion hielte, und die Lehre der Mohren und Moscowiter, so mit vielem Irrtum befleckt ist, das Reich Christi nennen wollte? Darauf antworte ich, daß man müße unterscheiden