Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/65

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Mann Luther und setzte ihn auf die einsame Wartburg, daß er daselbst durch Übersetzung des Neuen Testamentes Gottes unüberwindliches Schwerdt seinem deutschen Volke zurichten sollte. Den Mann Luther mochte die Welt nicht leiden, da bot ihm der Herr Sein heiliges Wort zur Rettung an, Luther mußte auf der Wartburg ein Friedensfeuer, das Evangelium des Friedens anzünden, damit das deutsche Volk das Feuer vom Himmel sähe und in seinem Lichte wandeln lernte. Von 1522 bis 1534 übersetzte Luther das Alte Testament und im letzten Jahre wurde die ganze Bibel gedruckt. Mit dieser heiligen Schrift, in edler, unübertrefflicher, schöner deutscher Sprache hingestellt, war den Feinden Gottes und Seines Evangeliums der Sieg entrissen. Alles machte sich auf aus Babel, aus dem weit verbreiteten Irrthum, und kehrte zurück zu Gottes Wort. Der Herr hatte Deutschland gesegnet in der deutschen Bibel – mehr als alle andern Völker der Erde, und Deutschland erkannte die Wohlthat seines Gottes. Seitdem ist die evangelische Kirche fest gegründet auf dem heiligen Berge. Luther stimmte das Lied an, und die Kirche singt’s in vollen Chören seit 300 Jahren nach:

Das Wort sie sollen lassen stahn
Und kein Dank dazu haben.
Er ist bei uns wohl auf dem Plan
Mit Seinem Geist und Gaben.

 Erkennt ihr nun, liebste Seelen, daß auch die Reformation der deutschen Kirche eine Rückkehr zu Gottes Wort gewesen ist? Sehet ihr nun, wie wohl insofern unser Text zu unserm Feste paßt?

 2. Indeß keineswegs allein darum habe ich den genannten Text gewählt, daß ich euch an demselben nachwiese: „die Reformation Luthers ist eine Rückkehr zum göttlichen Wort.“ Vielmehr wende ich ihn nun auf euch selber an und rufe euch mit den Worten des Propheten zu: „Israel, kehre wieder!“ und im Namen des ewigen