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alle Tage oder fast alle Tage auf meine Stube, und ich setzte mit Helenen den in Frankfurt begonnenen Confirmandenunterricht fort, gab ihn auch bis zum Schluß. Eure Mutter wußte damals nicht viel, aber Gott gebe euch allen den Fleiß, Eifer und Segen, welchen eure Mutter hatte, wenn ihr zum Confirmandenunterricht kommet. Sie wurde eine einfältige Jüngerin des HErrn, welche alle seine Worte mit Begier ergriff und in ihrem Herzen bewegte.

 „Ich freute mich des geistigen Wachsthums eurer Mutter immer mehr. Sie lernte nicht allein, sie betete viel und erlangte eine heilige Uebung im Gebet; sie unterrichtete kleine Kinder und übte sonst ihr Christenthum, so weit es ihre Kräfte erlaubten. Dabei wurde sie fröhlicher, und das Leben ihrer Seele spiegelte sich in den Zügen ihres kindlichen, unschuldigen Angesichtes.“

 Soweit Löhe über den Anfang seines Bekanntwerdens mit Helene Andreae.

 Obwohl Löhe nach seinem eigenen späteren Geständnis überrascht wurde, als er bemerkte, welch eine Lücke in seinem Innern durch den Weggang seiner jugendlichen Hausgenossin entstand, so findet sich doch in seinen Selbstbekenntnissen aus der Nürnberger Zeit keine Andeutung, daß in ihm bereits damals ein Gedanke bezüglich seines zukünftigen Verhältnisses zu Helene Andreae aufgetaucht wäre.

 Sein Tagebuch, in dem er mit rückhaltlosester Offenheit über die Gedanken und Empfindungen, die ihn bewegten, Rechenschaft gibt, enthält wohl kurz vor und nach dem Weggang der Frau Andreae und ihrer Tochter einige Aeußerungen, die ersehen lassen, daß der Abschied ihn immerhin nahe berührte, keineswegs jedoch weitere Schlüsse zu ziehen gestatten.

 Fast jedoch wäre es Löhe unmöglich geworden, den Confirmandenunterricht Helenen’s zu vollenden. Mit dem 31. März