Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/400

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wäre kaum der Mühe werth, nur diesen Gedanken zu fassen, weil alle Reformierten in dem diesseitigen Bayern in Summa schwerlich an Zahl 1000 Glieder ausmachen, die ohnehin keinen Haß und keine Bitterkeit gegen die Lutheraner offenbaren, im Gegentheil sich schwerlich wehren würden, lutherische Prediger zu erhalten. Exempla praesto! – Freilich ist wahr, daß die Gründonnerstagsgebete in der neuen Agende, wenn ich mich recht erinnere, meist aus der Basler Agende (der neuen von 1826, wenn ich die Jahreszahl richtig im Gedächtnis habe) genommen sind und der lutherischen Lehre, wenn auch keinen Widerspruch, doch auch keinen Vorschub thun; dagegen aber liefern die Abendmahlsformulare, so wie auch die Taufformulare Beweis, daß an keine bewußte Opposition gegen die kirchliche Lehre zu denken ist, denn sie enthalten die stärksten Stellen älterer Agenden in sich. Ueberhaupt hat als Grund bei Anfertigung des Entwurfs gegolten, daß nur aufgenommen werden sollte, was durch die Antiquität empfohlen oder durch langen Gebrauch sanctioniert wäre, und es besteht daher die Agende, so weit dies bei ihrer Anlage möglich war, aus lauter althergebrachten Gebeten. Die Mängel bestehen nur in den Abänderungen und in dem Umstand, daß man, die alte lutherische Einrichtung des Gottesdienstes entweder nicht kennend oder nicht erwägend, in den älteren Agenden durchaus längere Festgebete suchte und finden wollte, da diese aus guten Gründen nur durch Collecten und Responsorien die wechselnden Festzeiten anzudeuten pflegen. Da man nun dergleichen dort nicht fand und doch haben wollte, so mußte man sie hernehmen, wo man sie fand, aus neueren Agenden, wodurch das Buch bilinguis worden ist.

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 Ich halte es für meine Pflicht, auf unsern Capitelsconferenzen, so wie in meinen Votis, den Agendenentwurf so viel