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Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.

auch komen; ach wie sind mir in Engsten gsein; mir haben gmaint mir miessen vnsser Leben in dem Hauss lassen von solchen grossen Schiessen vnd Brasten vff das Bickhenthor vnd vnsser Kloster; mir schickhen das Mensch wieder fort vnd sagen mir syen bald vertig vnd wellen glich auch komen sy gatt vnd kombt wider.....[1])


Peter von Gmünd genannt Parler
Dombaumeister in Prag
1333–1401.
Eine auf Urkunden und Denkmale gegründete biographische Studie
von
Bernhard Grueber.
(Fortsetzung.)


V. Meister Peter als Bildhauer, Ciseleur und Maler.

Den ersten Anlaß, Forschungen über die bildnerische Thätigkeit des Gmünder Meisters anzustellen, gab die erwähnte Inschrift in der Porträtgallerie des Prager Domes, in welcher gesagt wird, daß er die dortigen Chorstühle ausgeführt habe. Sind auch diese Schnitzarbeiten spurlos verschwunden, so wurde durch die Schrift doch sichergestellt, daß der Meister sich mit Bildhauerei beschäftigt habe. Es war natürlich, daß das an seinem Porträt angebrachte Handzeichen Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit wurde und nach sorgfältiger Prüfung zu weitern Entdeckungen führte. Daß dieses Zeichen, ein doppelter unten zugespitzter Winkelhacken, wirklich Peter’s Monogramm sei, ergibt sich zur Evidenz aus dem Umstande, daß auch dem Porträt des Matthias von Arras dessen Zeichen, ein geöffneter auf ein Dreieck gelegter Zirkel, beigefügt ist. Andere Baumeister als Matthias und Peter waren am Dom nicht thätig und andere als deren Meisterzeichen kommen an dem Gebäude nicht vor. Nun wurde das Monogramm Peter’s zuerst an der schon erwähnten Statue des heiligen Wenzel, dann an einigen in den Fensterleibungen des Domes angebrachten Brustbildern der Landespatrone und erst vor kurzer Zeit an einem im Domschatze befindlichen, wahrscheinlich von dem Meister selbst dahin geschenkten Reliquienbehälter entdeckt, so daß die Aechtheit des Zeichens nicht bezweifelt werden kann. Dieses Monogramm unterscheidet sich von den gewöhnlichen Gesellenzeichen dadurch, daß es meist in erhabener Arbeit auf herzförmigen Schildchen angebracht ist, jene aber ohne Schildumrandung einfach in Quadersteine eingegraben sind. Im weitern Verlaufe wurde dieses Handzeichen auch an mehreren dem Parler zugeschriebenen Denkmalen in einfach vertiefter Form aufgefunden.

Um aber die bildnerische Thätigkeit des Meisters zu verstehen und sein Eingreifen zu würdigen, muß vorausgeschickt werden, daß die Skulptur in Böhmen früherhin nie eine ausgebreitete Pflege gefunden hat, sondern nur in einigen Klöstern


  1. Die Eroberung der Stadt gelang den Wirtembergern auch dieses mal nicht. Georg Gaissers Tagbücher 1633, Januar in Mone, Quellensammlung der badischen Landesgeschichte II S. 242.
Empfohlene Zitierweise:
Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)