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ein anderer Vulcan auf einer kleinen Insel des Sulu-Archipel, sowie der Vulcan von Aringay oder M. St. Tomas am Golf von Lingayen auf der Insel Luzon zum Ausbruch gekommen sein soll. Gleichfalls auf Mindanao liegen noch zwei andere Vulcane, der von Sujut, nahe der Bahia de Illanos und etwa 8–10 Seemeilen von dem Orte gleichen Namens entfernt, und der Pollok oder Davao bei dem Dorfe gleichen Namens (auf neueren spanischen Karten Vergara genannt), an der Bahia von Davao oder Bahia de Tagloc der älteren spanischen Karten. Freilich sind die Nachrichten über die Lage dieser beiden Vulcane sehr divergirend; ja es scheint fast, daß, wenn man die Berichte der verschiedenen Reisenden mit einander vergleicht, die verschiedenen Benennungen nur auf einen und denselben Berg zu beziehen sind. Aus eigener Anschauung kann aber Semper nur die Lage des Vulcans von Davao feststellen, dessen nach spanischen Messungen auf 8000 Fuß geschätzten Doppelkegel er aus einer Entfernung von 30 bis 40 Seemeilen selbst gesehen hat. Als dritter oder vierter Vulcan in der Vulcankette der Philippinen tritt ein auf der zu den Visaya’s gehörenden Insel Negros liegender auf, über dessen Existenz weder ein Reisender noch eine Karte bis jetzt Auskunft gegeben haben; die Existenz eines Vulcans auf der Insel Siquijor oder Isla da Fuegos hingegen, wie solcher auf allen Karten verzeichnet ist, bestreitet Semper und glaubt, daß diesem Irrthume eine Verwechslung mit dem Vulcan auf der Insel Negros zu Grunde liegen mag. Sein stark rauchender, nach einer Schätzung mindestens 5000 Fuß hoher Kegel, ragt, wie der Verfasser aus eigener Anschauung bezeugt, weit über die niedrigen Kalkberge der benachbarten Insel Cebú empor, so daß er bei günstiger Witterung in dem weiten Canal zwischen Bohol und Cebú zu erblicken ist. Dem nächsten Vulcan, dem von Balusan, begegnen wir auf der äußersten Südspitze von Luzon; derselbe bildet den Anfang einer Kette von Feuerbergen, welche sich durch den langgestreckten südlichen Theil dieser Insel hinzieht. Der Balusan, circa 5000 Fuß hoch, sowie der darauf folgende Vulcan von Albay oder der Mayon, ca. 7000 Fuß hoch, gehören zu den noch thätigen Vulcanen; namentlich sind die Ausbrüche des letzteren am 24. October 1767 und am 1. Januar 1814 von den verheerendsten Wirkungen gewesen. Der dritte thätige Vulkan in der Reihe ist der auf Süd-Luzon gelegene Taal, dessen Kraterrand sich kaum mehr als 600 Fuß über den Meeresspiegel erhebt, während, wie schon gesagt, jene beiden erstgenannten in regelmäßigster Kegelform zu einer bedeutenden Höhe ansteigen. Der Vulcan von Taal nimmt die Nordostspitze einer dreieckig gestalteten Insel ein, welche inmitten des See’s von Taal, auch Laguna de Bombon genannt, liegt; diese Lagune ist durch eine kaum zwei Meilen breite, niedrige und ganz aus trachytischem Tuff bestehende Landenge vom Meere getrennt. Steil aufsteigende, mit hohem Gras und krüppelhaften Bäumen bewachsene Hügel verdecken den nördlichen Fuß des Vulcans derartig, daß man die Lage des Kraters nur an der Ausdehnung der zwischen den Kraterwänden aufsteigenden Rauchsäulen erkennt. Die andern beiden Spitzen dieser Insel werden gleichfalls von Vulcanen eingenommen, nämlich die nordwestliche von dem regelmäßig conisch gestalteten Binintiang grande und die südliche von dem Binintiang chiquito. Beide Binintiangs waren noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Thätigkeit, seit welcher Zeit sie jedoch erloschen sind; der Vulcan von Taal

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)