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Land, Wasser und eine Characteristik der Handelsvölker im Allgemeinen umfassen, und wird das Ganze mit einer handelsstatistischen Uebersicht abschließen.

Bei dem Bestreben des Verfassers, in jedem gelieferten Abschnitt so umfassend und eingreifend wie möglich seinen Gegenstand durchzuführen, ist freilich bereits so Manches aus dem noch verheißenen allgemeinen Theile berührt worden, doch kann dem weiteren Abschluß des ganzen Werkes nur mit großem Interesse entgegen gesehen werden.

P.




Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin
vom 8. Januar 1870.


Vorsitzender Herr Bastian.

Ein Vortrag des Herrn Zenker über die Eisenbahn des Mont-Cenis eröffnete die Reihe der Mittheilungen. Als Haupthinderniß jeder Anlage dieser Art wurden die großen Schneemassen bezeichnet, welche im Winter bei 700 Meter Erhebung schon eine Mächtigkeit von 1 Meter erreichen. Dennoch war schon vor dem Jahre 1857 eine Eisenbahn über den Mont-Cenis projectirt, und im Jahre 1865 erhielt der Engländer Fell von Napoleon III. die Concession, eine solche zu erbauen und sich dabei der schon vorhandenen Chaussee zu bedienen. Die starke Steigung von 1:12, welche hierbei vorkam – sonst die stärkste Steigung bei Eisenbahnen = 1:15 – wußte Fell durch Legung einer dritten Schiene zu überwinden, und man brachte es dahin, auf diese Weise eine Last von 320 Ctr. mit einem Male hinüber zu schaffen. Die größte erreichte Schnelligkeit beträgt bei Personenzügen 4–6 Meilen in der Stunde, weniger bei gemischten Zügen. Zum Schutz der Bahn mußten auf einer Strecke von 1⅓ Meile Schneedächer erbaut werden. Der Ertrag der Bahn war aber ein bis jetzt wenig befriedigender und betrug im letzten Winter, da Unterbrechungen von 14 Tagen vorkamen, nicht mehr als 300 000 Francs. Was den seit längerer Zeit in Angriff genommenen Tunnel betrifft, so werden die Bohrungen von einer Maschine bewerkstelligt, welche durch comprimirte atmosphärische Luft in Bewegung gesetzt wird. Mit den Bohrungen gehen Sprengungen stets Hand in Hand. Der höchste Fortschritt der auf diese Weise in einem Tage erreicht wird, beträgt 2¾ Meter.

Herr Rohlfs sprach über die große Depression des nordöstlichen Afrika’s, welche im Westen bei der großen Syrte beginnt, an einer Stelle 114 Meter beträgt und sich auf der 10–12 Tagemärsche betragenden Strecke bis zur Oase des Jupiter Ammon in der Art verfolgen läßt, daß die dortigen Seen 40–50 Meter, Siwah selbst 52 Meter tiefer liegen als das Mittelmeer. Wie weit diese Depression sich gegen Osten und Süden erstreckt, ist bis jetzt noch unbekannt, doch wußten Strabo und Eratosthenes bereits, daß diese Gegend tiefer liege als das Meer. Millionen von Meeresüberresten liefern den Beweis, daß die Einsenkung einst Seeboden war, doch finden sich neben jenen auch ältere Reste von Palmen und Tamarisken. Eine Durchstechung der Dünen bei der großen

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_094.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)