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Syrte würde eine Ergießung des Meeres in diese Vertiefung zur natürlichen Folge haben.

Herr Bastian fügte diesem Vortrage einige nachträgliche Bemerkungen hinzu, indem er die bedenkliche Lage schilderte, in welcher sich der mit der Ueberbringung der Geschenke Sr. Maj. des Königs an den Sultan von Bornu betraute Dr. Nachtigall, gegenwärtig in Murzuk befände, gleichsam belagert durch die räuberischen Tuarik, unter denen die seit länger herrschende Aufregung durch jüngste Ereignisse noch vermehrt sei, so daß sich bis jetzt keine Karawane den Weg durch die Wüste hat bahnen können. Herr Rohlfs hätte den Vorschlag gemacht, selbst die Organisation einer solchen zu übernehmen, und da ihm dieses höchst wahrscheinlich bei persönlicher Anwesenheit gelingen würde, so könnte die Schwierigkeit dadurch ihre geeignetste Lösung erhalten. Im Falle derselbe auf diese Weise nochmals nach Bornu gelangen sollte, so dürfte es sehr wünschenswerth sein, diese Gelegenheit zu einer Erforschungsreise des noch unbekannten Centralafrika’s zu benutzen, für welches Bornu das günstigste Eingangsthor bietet.

Herr Ascherson gab einen gedrängten Auszug aus den neuerlich eingelaufenen Briefen des Herrn Schweinfurth. Bis zum Sobāt war die Fahrt des Reisenden eine verhältnißmäßig leichte und bequeme, gefahrvoller aber nachher im Lande der Schilluk; doch kam man ohne einen wirklichen Kampf davon. In den letzten Tagen des März erreichte man Meschera el-Req, wo die nubischen Kaufleute sich in das Gebiet getheilt haben und es nach ihrer Weise ausbeuten. Oeftere Razzias werden unternommen, man raubt das Vieh und vertauscht es dann nach anderen Seiten hin gegen Elfenbein. In Folge dieser Zustände können alle Excursionen nur mit zahlreichen Bewaffneten unternommen werden. Dennoch ist der Reisende mit seiner Ausbeute, insbesondere der botanischen, zufrieden. Der Butterbaum charakterisirt vornehmlich die dortigen Urwälder und die Vegetation im Ganzen ist der westafrikanischen ähnlich. Nach den letzten Briefen des Reisenden vom 31. August v. J. war eine Expedition gegen Süden in die Njâm-Njâm-Länder beschlossen; die Gesundheit Schweinfurth’s hatte sich trefflich bewährt und er stand im besten Vernehmen mit den dortigen Seriben-Besitzern (Elfenbein-Kaufleute).

Herr Bastian legte hierauf die eingegangenen Geschenke vor und gab eine Uebersicht des Inhaltes derselben.

Herr Stamm sprach über deutsche Auswanderung und Colonisation. Mit Bezug auf die Frage: Wo finden die Deutschen im Auslande ihr bestes Fortkommen und wo gereichen sie dem Vaterlande am meisten zum Nutzen? unterwarf er die bezüglichen Länder Europas, nämlich Rußland, Ungarn und die Türkei, hierauf Asien, Australien und Afrika einer kurzen Kritik und gelangte endlich zu dem Resultat, daß, da auch in Nord-Amerika die Deutschen schließlich ihre Nationalität einbüßten, das günstigste Gebiet für deutsche Colonisation die Mündungsländer des La Plata wären. Der Bodenreichthum, das Klima und die bestimmte Aussicht, daß die dortige Bevölkerung durch die Deutschen werde absorbirt werden, wären lockende Verhältnisse. Am meisten empfehle sich in dieser Beziehung das heerdenreiche, fruchtbare und wohl bewässerte Uruguay, ein Land, welches auf 5000 Quadratmeilen noch nicht 300,000 Einwohner zähle und wo die Deutschen daher den geringsten Widerstand finden würden. Wenn

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_095.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)