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in der früheren Richtung durchgangen und steht vor einem neuen Steilabfalle, welcher zu einem breiten Plateau führt, das auf der Fläche nackten anstehenden Fels darbietend, eine Unzahl kleiner Wasserlöcher enthält, bei welchen die interessantesten Gewächse angetroffen werden. Diese Art typischer Vegetations-Localitäten bietet fast im ganzen Gebiete die nämliche Artengruppirung, deren wesentlichste Form folgende Gewächse sind: Marsilea, viele kleine Cyperaceen, Lagarosiphon und Najas graminea, Alismaceen, Heteranthera, Aponogeton, Utricularia stellaris, Nymphaea lotros, Aeschynomene macropoda und in dichtem freien Rasen Desmodium delicatulum. Ende März noch boten solche bis auf ein Minimum ihres Vorraths erschöpften Fels-Wasserbecken dem sorgfältigsten Nachforschen auch nicht die geringste Spur dieser so mannigfaltigen Vegetation dar. Ueberall, wo der Rothfels nackte Flächen bildet wie hier, bietet er eine prachtvolle Zierde in den rosenrothen Blüthenmassen feingebauter Capparideen, einer neuen Art Dianthera, den Blicken des Beschauers. Nirgends erinnert die üppige Tropennatur mit ihrer übertriebenen Saftfülle lebhafter an die harmonische Frische unserer Landschaften als an solcher Stelle, wo am Rande der von tiefgrünem Laubwerk verdeckten Abstürze vor einem Rasenteppich lachenden Grüns sich die rothen Streifen der Dianthera hinziehen. Sie führt uns zurück in der Erinnerung an die vom Walde umschlossenen Wiesen des Nordens mit ihrer Pracht von Pechnelken, rothen Kuckuksblumen u. dergl.;

„Sie zeigt an schattiger Halde uns den beschilften See,
Sie locket aus dem Walde zum Bach ein scheues Reh.“

Geht man in westlicher Richtung eine Stunde auf diesem kleinen Felsplateau weiter, während das nackte Gestein stellenweise von kleinen Waldpartien verdeckt wird, die alles, was ich je zuvor gesehen, an malerischer Gruppirung weit hinter sich ließen, so erreicht man das Ende derselben und steigt zu einer weiten Ackerfläche hinab, in deren Mitte die alte Seriba stand. Der Hauptreiz des gedachten Buschwaldes bestand in dem lebhaften Wechsel von tiefstem schattigen Grün überhängender Laubmassen der Carpodinus-Lianen mit dem zarten Grasgrün kleiner Gardenienbäume, welche drei verschiedenen Arten angehörig und bald hier, bald da von weißen und gelben Blüthen überdeckt, die Waldluft mit dem Dufte blühender Orangengärten erfüllen. In diesem Monate, der auch hier der blüthenreiche Monat Mai genannt werden kann, entwickelte zudem die Schmetterlingswelt ihre größte Pracht an buntesten und mannigfaltigsten Farben. Nicht etwa durch ihre Größe vor den unsrigen ausgezeichnet, erscheinen sie vielmehr durch die Art und Weise, wie sie sich den Blicken darboten, wahrhaft imposant. Ueberall, wo der letzte Regen eine kleine Lache

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)