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daß diese Zeit der Oberhoheit des englischen Consuls für das Gedeihen des Landes und die Entwickelung der europäischen Colonien sehr günstig gewesen ist. Die folgenden Kapitel enthalten nun eine ausführliche Darstellung seiner Lage und seiner Thätigkeit während dieser Zeit bis zu seiner Abberufung 1862; sie geben ein scharfes und ausführliches Bild von dem Zustande Viti’s in diesen Jahren, namentlich sind sie lehrreich zur Beurtheilung der Versuche, welche der tonganische Häuptling Tubou, der sich mit Stolz König Georg nennen läßt, machte, um seinen Einfluß und seine Herrschaft auch über Viti auszudehnen. Aber ohne Zweifel ist die Schilderung der Folgen (im sechszehnten Kapitel), welche seine plötzliche Entsetzung durch Aufhebung der obrigkeitlichen Autorität, die er ausgeübt, auf die Einwohner des Archipels gehabt hat, zu stark aufgetragen.

Das siebzehnte Kapitel hat die Ueberschrift: Fijian Mythology, Cannibalism and Polygamy. Es giebt einzelne Mittheilungen über das interessante Volk, welches die Inseln von Viti bewohnt, sie sind jedoch im Ganzen nur dürftig und die Bemerkungen über die Religion der Vitier an Werth nicht mit den Berichten der Missionare zu vergleichen; das Interessanteste darin sind noch die Mittheilungen eines heidnischen Vitiers über seine Ansichten von dem Uebergange der gestorbenen Häuptlinge in die Unterwelt (Mbulotu). Das achtzehnte Kapitel endlich, Polynesian Anthropology, handelt von ganz anderen Dingen; es enthält eine Vergleichung der drei Volksstämme von Viti, Tonga und Samoa, die dem Verfasser vorzugsweise bekannt geworden sind, und er hebt darin besonders die vielfachen einzelnen Punkte hervor, in denen sie trotz der physischen Verschiedenheit der ersten von den beiden anderen übereinstimmen, ohne daß er die Consequenzen darausgezogen hätte, die sich daraus ziehen lassen.

Außerdem hat der Verfasser seinem Buche noch zwei Anhänge beigefügt, von denen der erste über die physischen und psychologischen Beziehungen der Bewohner der erwähnten drei Inselgruppen, der zweite über ihre Haar- und Schädelbildung handelt; diese Bemerkungen sind jedoch von geringer Bedeutung.

Meinicke.




Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin
vom 5. Februar 1870.


Der Vorsitzende, Herr Bastian, eröffnet die Sitzung mit der Anzeige, daß Se. Majestät der König Herrn Kiepert zu seiner Reise nach Kleinasien 2000 Thlr. bewilligt und daß das Comité der Ritterstiftung aus eigenen Mitteln noch 400 Thlr. hinzugefügt habe, um auch seinerseits eine Reise zu fördern, der eine so eminente Persönlichkeit in der geographischen Welt ihre Kraft zuwenden wird. Nach neueren von Dr. Nachtigal eingelaufenen Nachrichten stellen sich die Aussichten für den Reisenden besser, so daß es vielleicht gelingen wird, eine Karawane nach Bornu zusammen zu bringen.

Hierauf hielt Herr Müller einen Vortrag über Christenthum und Vaudou-Dienst auf Hayti. Er bestätigte, daß auch nach der Unabhängigkeits-Erklärung

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)