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sicherste Weg zu sein, während es scheint, daß die Durchforschung Borgu’s nach meinen bisherigen Erfahrungen nur mit Hülfe Wadaï’s, der Mahāmēd Araber oder vielleicht der Uelād Slimān gemacht werden kann.

Was zuerst den Namen der Nation und der Individuen betrifft, so kann ich mich der Schreibweise Barth’s und seiner Nachfolger, welche „Tebu“ adoptirt haben, nicht anschließen, sondern schreibe und prononcire „Tibbu,“ als am meisten der gang und gäben Aussprache entsprechend. „Tebu“ mit kurzem „e“ und „Tubu“ mit kurzem ersten „u“ stehen meiner Auffassung natürlich sehr nahe; doch alle unbefangenen Reisenden von Hornemann bis Vogel und v. Beurmann traurigen und glorreichen Andenkens, haben eine der meinigen identische Auffassung gehabt. Wollte aber Barth nur einen etymologisch und historisch gut begründeten Namen zulassen, so ist „Tebu“ sicherlich nicht das geeignete Wort. Er empfahl dasselbe, indem er es aus der ersten Silbe von „Tédā“ und der in der Kanuri-Sprache gebräuchlichen Pluralendung „bu“ entstanden glaubte. Doch scheint mir diese philologische Hypothese nicht mehr stichhaltig, seit man weiß, daß der Tibbu-Name des Landes Tibesti „Tu“ ist. Etymologisch am richtigsten ist sicherlich daher „Tubu“ (d. h. die von Tu, die Leute von Tu), wie der Imam Ahmed, Historiker des 16. Jahrhunderts und der Scheich Mohammed Ibn Omar-el-Tunsi im Anfange dieses Jahrhunderts schrieben. Daß aber jetzt Niemand mehr an der Richtigkeit von „Tibbu“ zweifelt, könnte eine Legende beweisen, die ich bei den Tibbu Fezān’s fand. Danach kam im Anfange des Islam ein Abgesandter des Propheten oder seiner Nachfolger, um auch den Tibbu die neue Religion zu überbringen. Auf seine Sommation „túbu,“ d. h. „stimmt zu!“ antworteten die damaligen Heiden „ma n-tíbbu-schi,“ d. h. „wir stimmen nicht zu!“ Seitdem habe man den ihnen zukommenden Namen „Tubu“ in Tibbu oder Tibu umgewandelt. Da die Tibbu der eigentlichen Stammländer nicht arabisch verstehen, so muß dies eine Erfindung der Tibbu Fezān’s sein, welche zwar keine gründliche Kenntniß der arabischen Sprache verräth, doch immerhin beweist, daß sie selbst den Ausdruck „Tibbu“ als jetzt richtig und allgemein gebräuchlich anerkennen.

Ueber die Unrichtigkeit von „Tēbu“ und „Tēda,“ wie Barth in seinem Reisewerk schrieb, kann kein Zweifel obwalten; Barth selbst widerrief übrigens in seinen „Centralafrikanischen Vocabularien“ stillschweigend den Irrthum des früheren Werkes, indem er Tebu und Tedā adoptirte. Den Namen „Tedā“ nehmen die Tibbu Tibesti’s übrigens für sich allein in Anspruch, und zwar ist es ein Plural, wie

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)