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schon die Endung „ā“ andeutet, und kein Adjectiv und Singular und Plural zugleich (Barth). Man sagt zwar ganz richtig, wie Barth angab, „mōdi Tedā“ (die Tibbusprache) und besāfo Tedā (das Tibbuland; lardē, wie Barth angab, ist ein verstümmelter arabischer Ausdruck), doch ist „Tedā“ hier nur Genitiv Pluralis. Den Singular finden wir in dem Worte für den einzelnen Tibbu, allerdings mit Hinzufügung des Vaterlandes Tu, d. h. „Tedētū“ und entspricht das zweite „e“ in der That einer sehr gebräuchlichen Substantiv-Endung in der Einzahl. Daß sie das Wort „tu“ hinzufügen, könnte beweisen, daß sie ihre Stammgenossen ebenfalls als „Tedā“ anerkennen, während ich sonst immer specielle Bezeichnungen, selbst für die Einwohner Borgu’s, Wadjanga’s u. s. w. gehört habe.

Daß das Wort „Tu,“ wie Rohlfs berichtet, „Fels“ heißt, obgleich es in der Umgangssprache nie so gebraucht wird, scheint mir daraus hervorzugehen, daß ich unter den Tibbu Fezān’s zuweilen anstatt „Tedētū“ das ebenfalls zusammengesetzte Wort „Tedēémi“, dessen zweiter Theil in der jetzigen Umgangssprache „Fels, Stein“ bedeutet, gefunden habe. Hieraus geht ferner die Berechtigung der Araber hervor, die Tibbu Tibesti’s als „Tibbu Rešāde“ (Felsentibbu) zu bezeichnen.

Was endlich den Ausdruck „Tibesti“ angeht, so ist mir derselbe noch nicht vollständig klar geworden, denn wenn auch ein etymologischer Zusammenhang mit „Tibbu“ nicht sehr fern zu liegen scheint, und wir andererseits vielleicht in dem Tedā-Wort „bízī“ das ebenfalls „Fels“ oder „Stein“ bedeutet, einen Anhaltspunkt zur Erklärung finden, so genügen mir doch beide Hypothesen nicht, und hat die letztere vorzüglich das gegen sich, daß ich das Wort „Tibesti“ niemals von den Tedā als ihrer Sprache angehörig vernommen habe.

Da die geographische Nomenclatur der Tibbu von Interesse und Wichtigkeit für die Beurtheilung ihrer geschichtlichen Relationen mit den Nachbarvölkern sein kann, so führe ich die mir bekannt gewordenen Ausdrücke hier an. Hier ist es von Interesse, daß sie ihren Vettern in Borgu, Wadjanga und Ennedi die nationale Benennung „Tedā“ vorzuenthalten scheinen und ihnen einfach den Namen „anna Borgu, anna Wãnja“ (dieser Ausdruck ist gewöhnlicher als Wãdjãnga, die „a“ werden näselnd gesprochen), und anna Áno, d. h. Leute von Borgu u. s. w. beilegen. Warum die von den Arabern „Terrauïa“ genannten Einwohner Ennedi’s den Namen anna Ano haben, während sie das Land „Ennedi“ nennen, wie die Araber, weiß ich nicht anzugeben.

Als ihre wirklichen Brüder scheinen sie unter den Tibbu nur die Tibbu Kauar’s und die Fezān’s anzuerkennen, welche allgemein als Tibbu Rešāde, Tedā, bezeichnet werden, obgleich die Länder selbst

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)