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Richtung fortgesetzt[1] neben der die geringfügigen Erhebungen englischer und italienischer Officiere kaum der Erwähnung verdienen. Oesterreich, welches sich bekanntlich an jenem Conflict der westlichen und östlichen Interessen nur mittelbar, durch temporäre Besetzung der Donaufürstenthümer betheiligte, hat in Folge davon der für die Erdkunde bei weitem bedeutendsten Leistung auf diesem Gebiete sich unterzogen durch die vortrefflich ausgeführte, namentlich durch eine überaus klare und naturgetreue Terrainauffassung die älteren russischen Recognoscirungen gänzlich beseitigende Vermessung der Walachei, welcher nur zu unserem Bedauern bis jetzt noch immer nicht die längst projectirte östliche und westliche Fortsetzung, über Moldau und Serbien gefolgt ist. Auch sonst sind bekanntlich von österreichischen Officieren, nicht als Mitglieder einer vollständigen Vermessungsbrigade, sondern im Civilgewande des Reisenden neuerdings einzelne Theile des benachbarten Staates, besonders das von österreichischem Gebiete zum größten Theile umschlossene und mit demselben in so vielfachem Verkehr stehende Bosnien wiederholt durchforscht und bereits nicht unerhebliche Ergebnisse dieser Recognoscirungen der Oeffentlichkeit übergeben worden[2]; wenn dieselbe auch strengere Ansprüche nur unvollkommen befriedigen, so geben sie doch Zeugniß von der Wiederaufnahme einer Thätigkeit, die seit Prinz Eugens Zeiten fast in Vergessenheit gekommen schien: denn aus den Feldzügen dieses großen Strategen in Bosnien und Serbien stammen jene ersten, handschriftlich noch in Wien bewahrten Terrainskizzen, welche mit geringfügigen Zusätzen aus den späteren österreichischen Kriegen auf jenem Boden bis vor kurzem die wesentliche Grundlage der im Anfange dieses Jahrhunderts zu Wien veröffentlichten Riedl’schen Karte und damit der meisten neueren Karten hergegeben haben. Das k. k. militärisch geographische Institut in Wien war um so mehr


  1. Officielle Resultate dieser allerdings, im Vergleich mit den Arbeiten der Russen, auf schmale Räume beschränkt gebliebenen Recognoscirungen sind die schöne Specialkarte der Halbinsel von Gallipoli (thracische Chersonesus, 2 Bl. 1:50,000) und die Marschrouten-Karten durch das östliche Thracien und Bulgarien in dem Prachtwerke über den Krimkrieg (8 Bl. 1:200,000 und 1:400,000), sämmtlich verkleinert wiedergegeben in dem Atlas zu des verstorbenen A. Viquesnel unvollendet gebliebenen Werke: la Turquie d’Europe. Daß die damalige ernsthafte griechische Schilderhebung in Thessalien, deren Unterdrückung den schwachen türkischen Kräften mit Mühe gelang, nicht, wie es Anfangs den Anschein hatte, zu einer vorübergehenden Besetzung durch Truppen der Westmächte und somit indirekt zu einer die französische Karte von Griechenland fortsetzenden Landesaufnahme geführt hat, bleibt im Interesse der Geographie, dem sich hier das der Alterthumsforschung verbindet, so lange zu bedauern, bis einmal diese, nachgehends auf L. Napoleon’s Anordnung (für seine histoire de J. César, wegen des pharsalischen Feldzugs) nur theilweise, in Bezug auf die eigentliche thessalische Ebene ausgeführte Aufgabe, vollständiger gelöst sein wird.
  2. Außer den Broschüren und Karten der Hauptleute Schestak und G. Thömmel als Hauptwerk die Karte des Majors Rośkiewicz (4 Bl. 1:420,000, Wien 1867) von allerdings sehr ungleichartiger Ausführung und überreich an Fehlern, die sich bei sorgfältigerer Benutzung des vorhandenen Materials hätten vermeiden lassen, und brauchbar fast nur für die unmittelbare Umgebung der für die Länge der aufgewendeten Reisezeit nicht gerade zahlreichen Routen des Verfassers, über die derselbe nicht einmal durch irgend eine Signatur in der Karte selbst, aber glücklicherweise in seinem Buche über Bosnien Auskunft giebt.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_270.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)