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und die nunmehr auch auf die Verzerrung des sich westlich anschließenden Nachbarlandes in der Scheda’schen Karte weiter gewirkt haben. Denn da die Lage des Centralpunktes aller bosnischen Routen, Serajewo, wenn auch leider bis jetzt nicht durch direkte Beobachtung fixirt, doch durch Construction und Vergleichung der nach den nächstgelegenen österreichischen Grenzpunkten in N., NW. und SW. führenden Wegelinien annähernd genau hat fixirt werden können, so bleibt nunmehr für das ganze zwischen dieser Hauptstadt und der serbischen Grenze oder der Drina liegende Terrain in Scheda’s Construction nicht der genügende Raum, und es erscheint dasselbe unter willkührlicher Krümmung der einmal an ein gewisses Maß gebundenen Wegelinien auf etwa zwei Drittheile seiner wirklichen Breite zusammengedrängt, – ein Nothbehelf, der natürlich auch auf die Verunstaltung des hydrographischen Netzes der oberen Drina und ihrer Nebenflüsse die schlimmsten Folgen gehabt hat.

Diese so eben gerügten Fehler wenigstens sind vermieden in der Recognoscirungskarte des Hauptmanns Rośkiewicz, auf die man sich in diesem Punkte umsomehr wird verlassen können, als ihr Autor das Wegedreieck Serajewo – Wischegrad – Zwornik selbst zurückgelegt hat, in welchem er die ostwestlichen Dimensionen (Serajewo – Zwornik, SW.–NO., und Serajewo – Wischegrad, WNW.–OSO., richtiger als bei Scheda NW. – SO.) um die Hälfte länger, die nordsüdliche zwischen Zwornik und Wischegrad (längs des Drina-Thales) um ¼ kürzer als Herr v. Scheda bestimmt, ein Resultat, welches mit allen sonst über diese Routen vorhandenen Angaben sehr wohl übereinstimmt. Im Jahre 1864, als die Construction der R.’schen Karte vollendet vorlag und dem militärisch geographischen Institute in Wien zum Stich übergeben werden konnte, war die Darstellung Bosniens in v. Scheda’s Karte von Oesterreich bereits vollendet, auch die die nördliche Hälfte enthaltende Sect. XIII bereits gedruckt und ausgegeben, Sect. XVIII mit der südlichen Hälfte im Stich schon soweit vorgerückt, daß ohne ein allzuschweres Opfer an Mühe, Zeit und Kosten eben nur noch nothdürftige Verbesserungen daran vorzunehmen, nicht das Ganze umzuarbeiten rathlich schien[1]; bei einer neuen Arbeit dagegen (die große Karte der Türkei war damals noch im Stadium der Zeichnung) durfte man wohl eine vollständigere Berücksichtigung der, zumal durch Thätigkeit eines österreichischen Officiers, neu gewonnenen Daten erwarten.

Wie soll man es sich nun erklären, wenn in der neuen Karte Rośkiewicz’s Routen, als die relativ genauesten unter den publicirten (wenn sie auch noch viel zu wünschen übrig lassen) nicht etwa der Construction zu Grunde gelegt, sondern nur nebenbei als Füllwerk benutzt sind, während die ganze ältere Construction mit noch zahlreicheren Fehlern[2] außer den eben gerügten Verzerrungen


  1. Nach mündlicher Mittheilung des Herrn v. Scheda im Juni 1865.
  2. z. B. die Distanz von Taschlidscha nach NO. zum Lim-Thale, bei Rośkiewicz ziemlich richtig auf 3 deutsche Meilen bestimmt, ist bei Scheda wieder auf 1¼ Meile zusammengedrängt und gänzlich von einer Bergkette erfüllt, während Blau bei seiner Reise im Jahre 1867 zu diesem Wegstücke 6 Stunden brauchte, in denen er zwei Parallelketten und ein dazwischen streichendes Längsthal kreuzte; – allerdings ist sein Bericht darüber noch nicht veröffentlicht, wohl aber der seines französischen Begleiters, M. Pricot de St. Marie (Bulletin de la Soc. [275] de Géogr. de Paris, 1868, Vol. 15) – doch dergleichen verstreutes Material zusammenzusuchen ist den militärischen Herren Kartographen meist zu umständlich.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)