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liegen. Auch auf den Seitenflechten bringen sie Silberringe oder Korallengehänge an, je nach dem Geschmack und Reichthum der Trägerin. Daß die ganze Coiffure gehörig eingebuttert (Oel ist sehr selten) ist und reichlich mit Zimmet-, Benzoe-, Nelken und anderem Pulver bestreut ist, versteht sich von selbst.

In den Ohren tragen sie Ringe aus Silber von mäßiger Größe oder auch irgend ein anderes kleines Gesänge.

Wenn Denham und Clapperton einen ausserordentlich angenehmen Eindruck von den Schönen Bilma’s empfingen, deren blendend weiße Zähne schön gegen die pechschwarze Haut abstachen, so kann ich nicht Gleiches von den weiblichen Repräsentantinnen der Tibbu Rešāde sagen, welche mit derselben Leidenschaft und Perfection das Tabáckkauen betreiben, als die Männer. Sie den grünen Saft oder Speichel mit männlicher Gewandheit weithin schleudern zu sehen, ist ohne zahlreiche andere Schattenseiten sehr illusionstörend.

Kleinere Kinder sind ganz nackt und barhäuptig; später bekleidet man sie mit Ziegenfellen und nur in den civilisirteren Familien haben sie Hemden aus Chām.


Waffen der Tibbu Rešāde.

Alle Männer tragen in vollständigem Waffenschmucke eine lange Lanze – édi buï, – welche den Träger niemals verläßt; 2–4 Wurfspeere – édi téneï –, ein Wurfeisen – midzri –; einen langen Handdolch – loï (lowi) –; einen Schild aus Büffelfell – kifi – und oft noch ein Schwert – .

Die langen Lanzen sind 7–9 Fuß lang aus Talhaholz, welches hart und elastisch sehr geeignet ist, in eine schwingende und drehende Bewegung versetzt zu werden, die die Tragweite wesentlich erhöht. Ihre Eisen bestehen aus dem schneidenden Theile und der Handhabe, welche eine Gesammtlänge von 1½ bis 2 Fuß haben, von denen 2 Drittheile ungefähr auf den ersteren kommen. Die Form der Eisen ist sehr verschieden, je nach dem Lande, in dem sie gearbeitet sind, denn fast alle sind fremder Manufactur (aus Borgu, Wadaï, Bornu, Baghirmi).

Besonders die Wurfspeere unterscheiden sich sehr von einander, je nach ihrer Herkunft. Dieselben sind ungefähr 6 Fuß lang, die Eisen 1¼ bis 1½ Fuß, und zwar kommt auf den eigentlich schneidenden Theil die Hälfte bis 2/3. Doch ist der Stiel der Eisen nicht minder verletzend, als der eindringende Theil. Derselbe ist meist gezahnt, d. h. mit Widerhaken versehen, deren die Landesmanufactur nur wenige, doch von bedeutender Länge anbringt. Viele, doch, kurze Widerhaken verrathen einen Bornu-Ursprung, während der Baghirmi-Manufactur

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_292.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2019)