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kaukasisch in Zügen und Kopfbildung; energisch, ausdauernd, mäßig, gewandt und waffenkundig; rastlos reisend oder raubend; verständig, berechnend, egoistisch, habsüchtig, geizig, lügnerisch, verrätherisch, wild, gefühllos und grausam; ungemüthlich, eitel, stolz, zanksüchtig und zornmüthig; aristokratisch, ungebunden, ja zügellos; mißtrauisch und fanatisch.

Die Stärke der Bevölkerung ist schwer, ja unmöglich zu bestimmen. Zu Bardai hätte ich, gerade zur Zeit der Dattelernte, eine günstige Gelegenheit gehabt, ihre Zahl annähernd zu berechnen, wenn ich mich frei hätte bewegen können. Die ungefähre Zahl von 5000 Seelen, welche Gerhard Rohlfs angiebt, mag richtig sein, bleibt aber vielleicht etwas unter der Wahrheit. Denn wenn auch die Wüstheit und Armuth des Landes eine nur spärliche Bevölkerung erlaubt, so ist doch die Zahl der bewohnten Thäler groß, und wohin man von ihnen aus seine Schritte in die Felsschluchten und Nebenthäler lenken mag, überall stößt man auf ihre zerstreuten Hütten.

Ich vervollständige hier meine frühere Angabe über die Ausdehnung des Territoriums der Tibbu Rešāde nach Osten zu durch die Thatsache, welche mir früher noch zweifelhaft war, daß die Magatna, welche das Flußthal Yibi mit Umgebung bewohnen (zwischen dem 18ten und 19ten Grade östl. Länge von Greenwich) noch zum politischen Verbande Tibesti’s gehören.

So mißt also der bewohnte Theil des weiten Gebietes der Tibbu Rešāde sowohl von Nord nach Süd, als von West nach Ost ungefähr 3 Grade, eine Ausdehnung, deren sich weder Borgu noch Wadjanga zu erfreuen hat. Wenn Borgu bisher für die stärkstbevölkerte aller Kernlandschaften der Tedā gehalten wurde, so ist dies (vergleichsweise zu Tibesti) vielleicht nur relativ der Fall: die Einwohnerschaft ist auf einen kleinen Raum, und zwar in der Richtung der großen Straße, zusammengedrängt. Doch der Scheikh Mohammed-ibn-Omar el Tunsi, der nothwendig auf seiner Reise von Wara nach Fezān Borgu seiner ganzen Länge nach durchschneiden mußte, erwähnt desselben bei dieser Gelegenheit gar nicht, während er die Tubu Turkomān, die ihm zuerst aufstießen, bevor er Tibesti erreichte, und die späteren Horden der Tibbu Rešāde als äußerst zahlreich schildert. Seine „Tubu Turkomān“ jedoch scheinen mir identisch zu sein mit den „Dirkamau,“ dem südlichsten Stamme Tibesti’s, denn erstens stießen dieselben der Karawane des Scheikhs gerade da auf, wo diese ihre jetzigen Wohnsitze haben, und zweitens, während nirgendwo von einem Stamme Turkomān der Tedā gehört wird, stehen sich die beiden Namen sehr viel näher, als man bei oberflächlichem Blicke meint; man darf nur nicht vergessen, daß der Scheikh arabisch schrieb, und uns das Werk

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_314.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)