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die einzigen Importartikel von Bedeutung wurden mir chinesische Zeuge und Pfeffer angegeben. Da sie jedoch auch von ihren eigenen vorzüglichen Zeugen nach China exportiren, so mag es wohl sein, daß die größere Billigkeit chinesischer Baumwollenzeuge den Import veranlaßt.

Der Handel geschieht im ersten und fünften Monat auf Credit. Im neunten werden alle Zahlungen in abgewogenem Silber gemacht. Europäische Waaren sind noch so gut wie gar nicht nach Korea gekommen. Es ist eine der kleinen Impositionen, die sich die Fremden gefallen lassen, daß China die Einfuhr fremder Waaren nach Korea verbietet. Nur Nadeln sollen wegen ihre Kleinheit stark geschmuggelt werden. Eigentlicher Schmuggelhandel zu Lande findet zwischen China und Korea nicht statt, ist auch nicht möglich. Chinesische Schiffe dürfen nach keinem Hafen von Korea kommen. Aber ich habe Hunderte von chinesischen Schiffen mit koreanischem Holz beladen gesehen, an der Küste von Liao-tung, auf dem Pei-ho und in Tschifu. Doch konnte ich nicht erfahren, ob dabei auch eine verbotene Fracht nach Korea gebracht wird.

Korea gilt als eine tributpflichtige Dependenz von China. Allein das Verhältniß beruht ganz auf Gegenseitigkeit. Die Koreaner schicken jährlich zwei Gesandtschaften nach Peking, um den chinesischen Staatskalender vom Kaiser in Empfang zu nehmen und Tribut zu bringen. Dieser besteht in einer gewissen Quantität Papier und 800 Ochsen. Die Ochsen aber würden doch etwas abgemagert in Peking ankommen. Daher werden sie den Mandarinen in Fong-whang-tschin abgegeben, die sie mit ihren Soldaten verspeisen. In keiner anderen Gegend von China wird so viel Rindfleisch von so wenigen Menschen gegessen. – Der Kaiser von China schickt in bestimmten Intervallen eine Gesandtschaft an den Hof von Korea, welche Geld als Gegengeschenk für den Tribut bringt.

Es ist eine merkwürdige Thatsache, daß in der Entfernung von 2 Tagen per Dampfer von Shanghai ein Land liegt, in dem sich noch kein Europäer sehen lassen darf. Auf meine Andeutung, daß ich gern die dem Kao-li-mön zunächst gelegenen Gebiete von Korea ansehen möchte, erklärte mir jeder Einzelne mit größter Bestimmtheit, daß dann mein Kopf sofort abgeschnitten werden würde. Ich glaube auch, daß es geschehen würde. Auch nach der Oeffnung des Landes werden die Fremden wahrscheinlich noch unsicherer sein als in Japan. Dennoch aber werden sich die wißbegierigen Koreaner den Fremden gern anschließen, sobald sie dieselben erst kennen gelernt haben. Es liegt jedoch zur Oeffnung von Korea kaum ein hinreichender Grund vor. Handelsinteressen zum Ausschluß jeder anderen haben bisher zu der

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_325.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)