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XV.
Der Archipel der Paumotu.
Vom Prof. Meinicke in Dresden.


Der ausgedehnte Archipel, welcher sich im Osten von Tahiti ausbreitet, hat bei seinen Bewohnern niemals einen gemeinsamen Namen geführt. Von den Tahitiern ist er, eigentlich bloß der westliche Theil, mit dem sie allein in Verbindung getreten sind, gewöhnlich mit dem Namen der Paumotu bezeichnet worden, dessen Bedeutung nicht mit Gewißheit bekannt ist; die Uebersetzung desselben, welche die Begleiter von Wilkes angeben, Inselwolke, scheint kaum richtig zu sein, die Franzosen erklären es für die unterworfenen Inseln, es sei ihnen der Name beigelegt, weil die westlichen Inseln des Archipels von den tahitischen Königen ihrer Herrschaft unterworfen seien, und 1851 ist auf den Antrag der Abgeordneten dieser Inseln in dem sogenannten Parlament von Papeete dieser Name als ein beleidigender abgeschafft und dafür der Name Tuamotu oder die entferntliegenden Inseln angenommen, mit welchem die französische Regierung diese Inseln jetzt jederzeit bezeichnet. Allein auch diese Erklärung scheint nicht sehr wahrscheinlich, da der Name älter sein dürfte, als die erst gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts erfolgte Eroberung der Inseln durch die Tahitier. Europäische Seefahrer und Geographen haben, wenn auch nicht für den ganzen Archipel, doch für einzelne Theile desselben Namen vorgeschlagen, die sehr charakteristisch sind und allgemein angenommen zu werden verdienen; Bougainville nannte sie den gefährlichen Archipel, Fleurieu[1] hat den von le Maire und Schouten ihnen gegebenen Namen des bösen Meeres eingeführt, Krusenstern den Namen der niedrigen Inseln empfohlen. Sehr allgemein werden sie auch von Händlern und Missionaren die Perleninseln genannt, nach einem ihrer wichtigsten Produkte, und nicht selten auch mit dem Namen der Palliserinseln bezeichnet, den ursprünglich J. Cook einigen Gruppen im Nordwesttheil des Archipels gegeben hatte.

Er erstreckt sich von 124° 47′ bis 148° 45′ Läng.[2] und von 14° 5′ bis 25° 4′ südl. Br., also über einen Raum von 11 Breiten- und 24 Längengraden; seine nördlichste Insel ist Tetopoto, die südlichste


  1. Marchand, Voyage autour du monde. Vol. IV. p. 58 f.
  2. Die Länge ist stets westliche von Greenwich.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_340.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)