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zu Herrn v. Hahn’s letzter Reise der Mittheilung eines Probeabdruckes aus der Hand des leider zu früh verstorbenen Autors selbst verdankt: um so mehr wäre es meines Erachtens passend gewesen, diese Benutzung eines zur Zeit des Erscheinens seiner Karte noch unveröffentlichten, weil ohne meine Schuld in der Correctur lange aufgehaltenen Materials auf irgend eine für den Leser seiner Karte bemerkliche Weise ausdrücklich anzuerkennen.

Daß ich in einer jener Recension beigefügten Anmerkung derselben Schweigsamkeit in Bezug auf Benutzung confidentiellen Materials Herrn Dr. Petermann beschuldigt habe, war, wie ich jetzt gern zugestehe, ein bedauerlicher Mißgriff und Gedächtnißfehler, erklärlich nur durch die mitten im Drange der bevorstehenden Abreise zu sehr beeilte Beendigung jener kleinen kritischen Arbeit, da die Kürze der Zeit eine völlige Sicherstellung des Sachverhaltes nicht mehr gestattete. Erst durch Herrn Petermann’s in den Mittheilungen der Wiener geographischen Gesellschaft S. 287 abgedruckte Erklärung wird mir jetzt, was mir in der langen Zwischenzeit entfallen und leider durch keinen zurückbehaltenen Beleg constatirt war, wieder klar, daß ich ihm jene Probeabdrücke hauptsächlich wegen des ganz neuen Inhalts der Routiers v. Hahn’s und Barth’s (also doch keineswegs nur „ein paar ganz kleine unbedeutende Einzelheiten im nordwestlichen Albanien“) und ohne Rücksicht auf die noch keineswegs vollständige Correctur zugesandt habe, welche damals wenigstens im Stich die betreffenden Stellen der publicirten Russischen Karte noch nicht enthielt, in deren Besitz ich durch zufällige Umstände erst kurz vor jener Zeit gelangt war. Daß dieselbe also direkt und ohne meine Vermittelung von Herrn Petermann benutzt wurde ist selbstverständlich und hätte es dazu des Erweises durch die in der Entgegnung speciell angeführten Belegstücke nicht erst bedurft; daß gerade das dieser Quelle (und nebenbei den publicirten Routiers von Viquesnel und Barth) entlehnte Stück für das von Herrn Prof. v. Hochstetter bereiste Terrain von Erheblichkeit war, erkenne ich ebenfalls an; daß andererseits jene Quelle mir wohl bekannt und also natürlich auch in meinen neuen Arbeiten benutzt ist, geht für den Leser schon aus der angeführten Recension hervor, worin gerade das mangelhafte Verständniß dieser Hauptquelle Herrn v. Scheda zur Last gelegt wird.

Ich habe demnach, als ich ein oder zwei Tage vor meiner Abreise jenen Passus schrieb, von dem mir nicht klar erinnerlichen Gesammtinhalt der beiden zwei Jahre früher nach Gotha gesandten Blätter, leider zu wenig an den unfertigen Zustand des östlichen Blattes gedacht und zu sehr der Empfindlichkeit darüber nachgegeben, den hauptsächlichsten neuen Inhalt des westlichen, lange vor der Publikation sowohl dieser als der Hahn’schen Originalkarte, bereits an zwei Stellen, in Wien und Gotha, ohne Angabe der Quelle in andere Bearbeitungen übergegangen zu sehen. Wer den Umfang und die Mühseligkeit der grundlegenden kartographischen Arbeit zu würdigen weiß, wird jene Empfindlichkeit begreifen, der einen öffentlichen Ausdruck gegeben zu haben mir jetzt gleichwohl leid thut, da ein so verdienter Gelehrter wie Herr Petermann dadurch mit Recht sich verletzt fühlen konnte.

H. Kiepert.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_378.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)