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und die tahitischen Formen gleichmäßig gebraucht werden (wie Makatea und Maatea, Rangiroa und Rairoa u. s. w.)

Daß diese Inseln nicht stark bevölkert sind, ist bei ihrer Beschaffenheit und den geringen natürlichen Hülfsquellen, die sie für die Ernährung der Menschen liefern, nicht auffallend; die Zahl der Einwohner zu bestimmen, ist nicht leicht. Die früheren englischen Missionare schätzten sie auf 10,000, eine Zahl, der noch Wilkes beistimmte; und wenn auch später der Missionar Williams sie auf nur 3000 bis 4000 annahm, und Beechey die Bewohner der von ihm besuchten Inseln (mit Ausschluß von Mangarewa), deren 12 bewohnt waren, auf nur 840 berechnete, so scheint doch jene größere Zahl der Wahrheit näher zu kommen. Denn de la Richerie giebt in seiner Nachweisung die Zahlen für die Bevölkerung der einzelnen Inseln an, ohne Zweifel gestützt auf Angaben der Eingebornen, die wenigstens im Ganzen für zuverlässig gelten können; danach haben die bewohnten Inseln zusammen 6615 Einwohner ohne Mangarewa, dessen Einwohner Beechey zu 1300 bis 1500 schätzte, während d’Urville sie zu etwas über 2000, de la Richerie dagegen ebenfalls zu 1500 ansetzt. Im Ganzen wird also der Archipel etwa 8000 Bewohner haben; die bevölkertste Insel ist (außer Mangarewa) Anaa mit 1300, alsdann Rangiroa mit 600, Hao mit 400, Fakarawa mit 375, Raroia mit 300, Makemo mit 250, Wairaatea mit 200 Einwohnern. Den Flächeninhalt der Inseln kann man höchstens schätzen; er beträgt für die bewohnten Inseln mit Einschluß der Lagunen ohne Zweifel nicht volle 200 (deutsche) Quadratmeilen, und wenn nach den von Dana[1] angegebenen Beispielen das bewohnbare Land auf diesen Inseln etwa 1/30 des Gesammtinhalts ausmachen sollte, so dürfte eine Annahme von 6 solchen Quadratmeilen für die bewohnbaren Inseln des Archipels der Wahrheit vielleicht nahe kommen. Danach würden auf der Quadratmeile gegen 1400 Menschen leben, eine Dichtigkeit der Bevölkerung, die freilich der der Gilbertinseln[2] erstaunlich nachsteht, allein die Tahitis immer noch um das vierfache übertrifft.

Aus der obigen Schilderung der Inseln entnimmt man leicht, daß ihre Bewohner in großer Armuth leben und auf sehr niedriger Bildungsstufe stehen müssen; allein die Beschaffenheit der Inseln hat in ihnen noch andere Eigenschaften entwickelt, die sie von den Tahitiern unterscheiden. Wenn sie gleich feste Wohnsitze haben, so nöthigt sie doch die Natur ihrer Heimath, um sich die nöthigen Lebensmittel zu verschaffen, viel mehr umherzuziehen, als das sonst bei den



  1. Dana, On coralreefs and islands. p. 23.
  2. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Bd. XV. S. 396.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_394.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)