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triumphiren zu dürfen geglaubt. Schließlich hat sich aber herausgestellt, daß die Namaqua allerdings an einen Gott glauben, den sie so gar Zui-goab nennen, und es ist nach den Vermuthungen von Sachverständigen in der Sprachforschung nicht unwahrscheinlich, daß die Wurzel Zui mit dem griechischen Ζεῦς zusammenhängt.“ Der Verfasser scheint in dem Wahne befangen, als ob er etwas ganz Neues berichte, wenn er uns mit dem Tsűï-ǁgoab der Hottentoten bekannt macht; ich muß aber bemerken, daß man schon vor 200 Jahren sich davon unterrichtet hatte, daß jene Völker eine Vorstellung von einer übersinnlichen Macht hatten. Es schreibt nämlich der Bürgermeister von Amsterdam Nicolaus Witsen – derselbe welcher auch[WS 1] mit Leibnitz correspondirte – an Jobst Ludolf unter dem 19. Februar 1691: „Nobilissimus vir (wahrscheinlich Witsens Correspondent am Kap der guten Hoffnung) miscebat sermonem cum aliquot Hottentotis, qui pro sua erga ipsum familiaritate docebant nihil dissimulando, se adorare Deum certum aliquem, cuius caput manus seu pugni magnitudinem aequaret, quique in tergo suo foramen haberet; grandi eundem esse et deducto in latitudinem corpore; auxilium vero eius implorari tempore famis et annonae carioris, aut alterius cuiuscunque necessitatis; uxores suas solere caput Dei conspergere terra rubra Bouhu (damit ist wohl buxu, ein wohlriechendes Pulver aus Diosmablättern und Röthelsteinpulver gemeint) et aliis suave olentibus herbis, oblato quoque eidem sacrificio non uno. Ex quo demum intelligi coeptum est Hottentottos colere etiam aliquem Deum. (Conf. Coment. de vita etc. Jobi Ludolfi. Lipsiae et Francofurti. 1710 p. 228.)

Ich könnte noch anführen, daß Joh. Wilh. Vogel in seiner „Zehen-Jährigen Ost-Indianischen-Reisebeschreibung,“ Altenburg 1704, erzählt, wie er 1679 am Cap der guten Hoffnung gewesen. Die schnalzenden Hottentoten sind für ihn von Interesse, und er berichtet unter andern auch von einer „Veneration gegen den Mond.“ (conf. p. 67 und 68). Seitdem werden die Notizen über die religiösen Anschauungen der Hottentoten zahlreicher, und besonders über Tsűï-ǁgoab. Statt aller Erörterung will ich kurz die verschiedenen Autoren anführen.

1) Kolb, Vollständige Beschreibung des Cabo du bonne Esperance etc. Nürnberg 1719, p. 408 und 411 ff. Der Verfasser redet dort von der Verehrung des Mondes und Tikquoá und Touqoa (nur eine dialectisch verschiedene Aussprache von Tsűï-ǁgoab. Kolbs soll den Namahottentotischen lateralen Schnalzlaut ǁ darstellen.)

2) Jong, Reisen nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung. Hamburg 1803. I. Theil. p. 271: Tui’qua.

3) Hinrich Lichtenstein, Reisen in Südafrika. Berl. 1811. I., p. 351 und 352.


  1. Vorlage: auch auch
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_453.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)