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meist gegen die Nordseite convexe Steinwälle finden sich auch hier und da auf den umliegenden Gipfelhöhen: diese hält Herr Borit für moderne Machwerke der auf diesen Höhen weidenden Hirten zum Schutze gegen die herrschenden Nordstürme. Wir müssen gestehen, daß auch die angegebenen Dimensionen des größesten Tumulus unsern Vorstellungen von dem Steinmal der Zehntausend wenig entsprechen und den Wunsch nach erneuter umfassenderer Nachsuchung in diesen Berggegenden berechtigt erscheinen lassen[1].

Von der Paßhöhe des Wawuk-Dagh westwärts giebt Herr Borit längs der Fahrstraße folgende genau gemessene Distanzen: 1,8 Kilom. Wawuk-Chan, 2,5 Zusammenfluß der Quellbäche des Charschut, 2,7 Getschid-Chan, 7,3 Kaledjik, Dorf, benannt nach den darüber auf hoher Felswand liegenden Ruinen eines angeblich genuesischen Schlosses. 5,5 Einfluß des Baches von Wesernik in 1290 Meter Meereshöhe, 5,8 Tekke, 13,2 Gümüschchane, zusammen 38,8 Kilometer = 5¼ deutsche Meile. Doch läßt er die Griechen nicht, wie Grote und Strecker, diesen ganzen Weg zurücklegen, sondern nur den obersten Theil desselben, während er die Stelle, wo sie vom hohen Gebirge zu Thale steigen mit Rücksicht auf die südlich abseits von der Straße liegende Aussichthöhe ebenfalls in einem der obern südlichen Nebenthäler findet,


  1. Von diesem Gipfel übersah der Entdecker gegen Süden, leider ohne die Gelegenheit zu speciellerer Messung und Skizzirung zu benutzen, eine wie er bemerkt auf älteren Karten ganz fehlende in ostwestlicher Richtung langgestreckte breite seeähnliche Thalebene, Scheilan-Dere genannt, die er zuerst zweifelhaft für das obere Thal des Kyzyl-irmak oder gar eines Euphratzuflusses halten zu müssen glaubte, während Herr Strecker, der einen wenig weiter westlich gelegenen Paß desselben Gebirges nach Süden zu überstieg, in derselben Lage vielmehr das obere, ebenfalls nach Westen sich senkende Thal des Kelkit-su fand, den Namen Scheiran aber (sprachlich wenigstens von jenem Scheilan nicht verschieden) erheblich weiter westlich für ein nördliches Nebenthal des Kelkit in Gebrauch fand. (Zeitschr. f. allgem. Erdk. N. F. Bd. XI. 1861. S. 351.) Ob sich derselbe Name an verschiedenen Stellen wiederholt, namentlich ob er auch einem nach Osten, zum Tschoruk ausgehenden Thale zukommt, scheint noch nicht mit Sicherheit zu folgen aus der, seiner oben angeführten widersprechenden Angabe des Herrn Borit, daß das von ihm von obenher gesehene Scheilan-Dere durch eine enge Schlucht etwa eine Viertelmeile (2 Kilometer) oberhalb Balahor durchbrechend, dem von diesem Orte dem Tschoruk zufließenden Bache seine große Wassermenge zuführe. Herrn Strecker’s neuere Karte, welche gleichfalls einen solchen westlichen Zufluß des Thales von Balahor verzeichnet, läßt ihn wenigstens viel weiter südlich entspringen und die Hauptrichtung SW.–NO. einhalten. – Fernere Bemerkungen unseres Autors über diese östliche Nachbarschaft betreffen einige weniger erhebliche Reste älterer Zeiten: bei Balahor findet sich ein auch in der Karte bezeichneter viereckiger Tumulus von 70 Schritt Länge und 15 Meter Höhe, aus wechselnden Lagen von Erde, Asche, Holzkohlen und groben Töpfereischerben bestehend, bei Warzahan drei verfallene Kirchen, darunter eine achteckige angeblich aus dem 15. Jahrhundert, bei Karta endlich in der Thalebene nördlich vom Tschoruk verschiedene Trümmer alter Gebäude, in welchen neuerdings Alexandermünzen in größerer Zahl gefunden sein sollen: Fingerzeige für künftige Localforschung.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_458.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)