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Aus dem, was unsere Reisenden nun in Adelaide weiter mittheilten, will ich, zur Ergänzung des Obigen, noch Nachstehendes hervorheben. Siebenhundert Miles westlich von Perth, so erzählen Mr. John Forrest und Genossen, gelangten wir in Gegenden, welche bisher durchaus unbekannt und unerforscht waren. Von dort bis zur Grenze von See-Australien (Port Eucla) ist das Land in mäßiger Entfernung von der Südküste mit Bäumen und Gestrüpp in der Regel reichlich versehen, die aber dann nach dem Innern zu völlig verschwinden. Man überblickt nunmehr weiter nichts als freiliegende Prairien, entweder in flachen Ebenen von ungeheurer Dimension oder in nicht minder ausgedehnten Strecken mit wenig wellenförmiger Hebung, meistentheils gut begrast, aber immer und immer ohne Wasser. Unser Auge ist über Tausende von Miles gewandert, welche unzweifelhaft vortreffliches Weideland für Schafe abgeben würden, wenn nur Wasser da wäre!! Uebrigens waren wir nie mehr als 60, gewöhnlich aber nur bis zu 30 Miles vom Meere entfernt.

Die Küste fanden wir an wenigen Stellen flach, sonst immer felsig und äußerst steil. Diese Felsen erstrecken sich öfters 100–160 Miles continuirlich an der See entlang, und ihre perpendiculären oder überhängenden Spitzen erreichen eine Höhe von 200–600 Fuß. Anzeichen, die auf das Vorhandensein werthvoller Erze oder Mineralien schließen ließen, boten sich in keiner Weise dar. Das Gestein, auf welches wir stießen, besteht fast ausschließlich aus Kalkstein (limestone). – Von Wild zeigte sich kaum eine Spur. Auch an botanischen Schätzen scheint nur wenig vorhanden zu sein, doch wurden, soweit es Zeit und Transport erlaubten, einige seltene Species für den Dr. Müller, Government-Botanist in Melbourne, eingesammelt.

In Israelite Bay[1], von wo ab insbesondere wir auf erhebliche Schwierigkeiten gefaßt waren, vergruben wir aus Vorsicht allerlei Proviant, um für den Fall einer uns aufgezwungenen Umkehr denselben als Nothbehelf zu haben. Der Capitain des Schoners Adur empfing die Instruction, in Port Eucla bis zum 2. September auf unsere Ankunft zu warten, dann aber, falls solche nicht erfolgt, sich wieder nach Israelite Bay zu begeben, und würde er uns auch hier nicht vorfinden, nach Perth zurückzukehren und der westaustralischen Regierung darüber Bericht zu erstatten.

Ueber Port Eucla selbst wird vortheilhaft berichtet, daß er wegen seiner Sicherheit und Geräumigkeit einen ausgezeichneten Hafen abgebe. Zwar fehlen auch dort Flüsse und Creeks vollständig, aber man kann sich doch durch Graben leicht Wasser verschaffen, und Mr. Forrest ist sogar der Ansicht, daß daselbst, zumal nach dem Westen zu, Schäfereien mit Erfolg betrieben werden könnten. Dagegen hält er es für sehr zweifelhaft, ob in weiterer Entfernung von Port Eucla, selbst bei Tiefsenken von 200–300 Fuß, je Wasser zu erlangen wäre.


  1. Israelite Bay liegt 120 Miles östlich von der den Messrs. Dempster gehörigen und am westlichen Ende von Esperance Bay gelegenen Schafstation und ist ungefähr 300 Miles von Port Eucla entfernt. Hier befindet sich vor einigen Inseln, hinter denen sich die Bai ausbreitet, guter Ackergrund, welcher, soweit die Forschungen bis jetzt ergeben, der nächste ist, der in westlicher Richtung von Port Eucla vorkommt.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_463.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)