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Die große Eisscholle trieb mit ihren Bewohnern südwärts, aber die Stürme des Januars setzten ihr so arg zu, daß ihr Umfang sich bedeutend verminderte, und in der Nacht vom 14. zum 15. Januar ging ein Bruch mitten durch das Haus. Ein neuer Bau wurde hergestellt, der aber nur für 6 Mann Obdach gewährte. So kam man allmälig bis 61° 12′ nördl. Br. hinunter, und hier endlich – es war am 7. Mai – konnten die Böte in’s Wasser gelassen werden. Bis auf 3 Seemeilen näherten sich die Schiffbrüchigen der Küste, dann aber hinderte eine undurchbrechliche Eisschranke die weitere Bootfahrt. Nun wurde 25 Tage daran gearbeitet, die Böte über das Eis zu ziehen, und hier gesellten sich zu allen Anstrengungen auch die Leiden der Schneeblindheit. Endlich am 4. Juni war das Land bei Kap Idluitlik erreicht, eine neue Bootfahrt der Küste entlang begann und brachte unsere Nordfahrer am 13. Juni wieder zu Menschen. Von Julianshaab konnten sie am 22. Juni auf der Königl. dänischen Brigg „Constance“ die Rückfahrt nach Kopenhagen antreten, wo sie am 1. September landeten, hocherstaunt über die großen Kriegsereignisse.

Herr v. Freeden behandelte kurz die Frage nach dem besten Ort und der besten Zeit der Annäherung an Ost-Grönland. Wenn die Eismassen über den 75° nördl. Br. hinaus festliegen, so scheint dies durch lokale Ursachen bedingt zu sein. Der nordatlantische Ocean stellt ein Becken von durchschnittlich über 1000 Faden Tiefe dar, aus dem sich bei 12, resp. 16° westl. Lg. der Boden bis zu 140 Faden Seetiefe erhebt in einem Profil von 1:14 bis 1:16. Dies Plateau hat noch bedeutende Höcker, Tiefen unter 100, wie auch andererseits über 200 Faden. An diesem Plateau scheinen die größeren Eisblöcke resp. Eisberge vor Ost-Grönland zuweilen angehalten zu werden, und dürfte zwischen 73° 30′ und 70° 20′ die Stelle liegen, wo der Zugang möglich. Als die geeignetste Zeit zur Anfahrt muß diejenige bezeichnet werden, in welcher die Insolation zur Auflockerung der Eismassen am kräftigsten wirkt, die Zeit zwischen 25. Juli bia 25. August. Schließlich überreicht der Redner als Geschenk die dritte Mittheilung aus der Norddeutschen Seewarte, eine Abhandlung über die Dampferwege zwischen dem Canal und New York, welche die wirthschaftlichen und meteorologischen Ergebnisse von 374 Reisen des Dampfers des Norddeutschen Lloyd in Bremen behandelt und durch Combination beider Resultate zu einer Aufstellung theilweise neuer Seewege hinführt.

An Geschenken gingen ein:

1) v. Freeden, Mittheilungen aus der Norddeutschen Seewarte. III. Ueber die Dampferwege zwischen dem Canal und New York, nach den Journal-Anzeigen der Dampfer des Norddeutschen Lloyd in den Jahren 1860–67 nebst Wind und Wetter in derselben Zeit. Hamburg 1870. – 2) Lenz, Unsere Kenntnisse über den früheren Lauf des Amu-Daria. St. Petersburg 1870. – 3) Richter, Bericht über medicinische Meteorologie und Klimatologie. 2. Nachtrag. (Schmidt’s medicin. Jahrb.) – 4) Meulemans, La république de l’Équateur. Bruxelles 1870. – 5) Despine, De la contagion morale. Marseille 1870. – 6) Monthly Report of the Deputy Special Commissioner of the Revenue, in Charge of the Bureau of Statistics, Treasury Departement. 1869. Washington. – 7) Smithsonian Miscellaneous Collections. Vol. VIII. IX. Washington 1869. – 8) Report of the Commission of Agriculture for the Year 1868. Washington 1869. – 9) Gould,

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 479. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_479.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)