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Forschung in ein bisher verschlossenes Terrain hineinzufluthen beginnt. Fortune’s Besuch der chinesischen Theedistrikte hatte die Theeanpflanzungen in Assam hervorgerufen, Rußland’s Vordringen zum Thianschan beschleunigte in den Ländern jenseits desselben die Auflösung der schon gelockerten Macht China’s, und die durch ihren Abfall vom chinesischen Reich von der Theezufuhr aus demselben abgeschnittenen Staaten empfingen das ihnen nothwendige Lebensbedürfniß gerne auf den bisher unbetretenen Wegen aus dem Süden, als durch die von Douglas Forsyth’s in Kaschmir gemachten Versuche ermuntert, der Theepflanzer Shaw aus Kangra sich im Lager von Kaschgar bei Jakub Kuschbegi (Ataligh Ghazi) einstellte. In Schadula auf der Reise nach Yarkand traf Hayward mit ihm zusammen, der sich dorthin gewandt hatte, als ihn die Unruhen in den nordwestlich vom Punjab gelegenen Strichen gezwungen hatten, einen anderen Weg nach dem Pamir-Plateau einzuschlagen. Es war ein kühner Plan, den er dann zur Erreichung seines Zweckes entwarf, und es waren bereits mit der russischen Regierung alle Vereinbarungen getroffen, um ihm die Ankunft in Türkestan zu erleichtern, als die Trauerbotschaft seiner Ermordung eintraf. Schon aber hat der Earl of Mayo, der Vicekönig Indiens, in Erwiderung eines von ihm an Ataligh Ghazi geschickten Botschafters eine von Douglas Forsyth geleitete Sendung beschlossen, an der auch Shaw Theil nehmen wird und durch welche die Herstellung einer geordneten Handelsstraße in das Herz Asiens hinein beabsichtigt ist.

In dem russischen Erdtheil öffnen sich nach allen Seiten hin neue Perspectiven unerwarteter Entdeckungen, und die geographische Gesellschaft in Petersburg, die an den wichtigsten Knotenpunkten ihre Filialen gepflanzt hat, speichert in ihren Mittheilungen die kostbarsten Sammlungen an, die leider von der gelehrten Welt des übrigen Europa nicht genügend ausgenützt werden können, da bisher die Dreisprachen-Kenntniß für ihre Bedürfnisse genügte. Die geographischen Correspondenzen umfassen ein ungeheures Terrain, bis an den Golf von Corea, bis nach Samarcand und darüber hinaus, bis an das sibirische Eismeer, nach dem in diesem Sommer verschiedene Versuchsfahrten gerichtet waren.

Von den gleichzeitig durch Osborn, Lambert und Petermann projectirten Erforschungsreisen des nördlichen Polarmeeres ist nur die letzte derselben durch die ungebeugte Ausdauer unseres Gothaer Geographen ins Werk gesetzt, eine Fortsetzung der Sommerfahrt der „Grönland“ 1868, deren Resultate vorläufig durch v. Freeden zusammengefaßt sind, und seit die Expedition im Juni vorigen Jahres unter den allerhöchsten Auspicien in See stach, fanden sich unsere Seefahrer

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 526. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_526.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)