Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 568.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

1868 nach seiner Befreiung durch die englische Expedition eine prachtvolle Pflanzensendung mit vielen Neuigkeiten, z. B. einigen Arten der bis dahin aus dem Nilgebiet noch nicht bekannt gewordenen Podostemonaceen nach Berlin sandte), Steudner u. A. drei Unterabtheilungen: Woëna Dega 5500–7500 Fuß, eigentliche Dega 7500–12,000 Fuß, und darüber noch eine alpine Region. Der Vegetations-Charakter ist von dem der übrigen Nilländer total verschieden und erinnert an kein Land mehr als an Europa, und zwar die Woëna Dega mit ihrer immergrünen Strauchvegetation an das Mittelmeergebiet, die Dega an Mitteleuropa. Entfernter sind die Beziehungen zu dem westafrikanischen Hochgebirge an den Baien von Biafra und Benin, deren Vegetation wir durch Mann kennen gelernt haben. (Vgl. die Uebersicht derselben von J. D. Hooker J. L. S. VII. 171.) Die Dega ist waldlos, baum- und grasarm. Von Bäumen werden häufig an Kirchen und Häusern gepflanzt besonders Juniperus procera (Deed oder Sadd) und Cordia abyssinica (Wonsa), wild finden sich die südeuropäische Erica arborea, ferner Protea abyssinica, der Kolkwal (Euphorbia abyssinica) etc. Unter den Sträuchern sind bemerkenswerth Brayera anthelminthica (das bekannte Bandwurmmittel Kusso liefernd), und Coffea arabica, welche übrigens in Abyssinien nicht kultivirt wird, wohl aber in den südlichen Galla-Ländern Kaffa und Enarea. Für die höhere Gebirgsregion ist eine Charakterpflanze die aloëähnliche Lobeliacee Tupa Rhynchopetalum (Gibarra). Die alpine Region besitzt eine sehr dürftige Vegetation meist krautartiger Gewächse. – Unter den Kulturpflanzen finden wir statt der Durra (abyss. Maschila) wieder Weizen und Gerste, ferner Eragrostis abyssinica (Teff) und die besonders zur Bierbereitung benutzte Eleusine Tocusso (Dagussa). 8) wird noch die submarine Vegetation des rothen Meeres geschildert, aus welchem (mit Hinzufügung der seitdem aus diesen Meerbusen bekannt gewordenen Arten) nunmehr 9 Species Seegräser (Meerphanerogamen) bekannt sind: Enhalus acoroides, Thalassia Hemprichii, Cymodocea rotundata, serrulata, ciliata, isoëtifolia, Halodule australis, Halophila stipulacea und ovalis. (Vgl. Sitzungsber. Naturf. Fr. Berlin, Jan. 1867, Dec. 1870.)

Ungleich bedeutsamer dürften sich freilich noch die botanischen Resultate von Schweinfurth’s zweiter auf Kosten der deutschen Humboldt-Stiftung für Naturwissenschaft und Reisen, sowie mit Unterstützung unserer Ritter-Stiftung nach dem Gebiete des Bahr-el-Gasāl unternommenen Reise gestalten, zu der er, auf Grund der in Chartum erworbenen Kenntniß der dortigen Verhältnisse, im Frühjahr 1868 der Humboldt-Stiftung einen Plan vorlegte, welcher von dieser

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 568. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_568.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)