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Nachmittags bis zum 22. November wiederholten sich die Erschütterungen, als deren Mittelpunkt sich das in der Mitte zwischen Darmstadt und Mainz gelegene Groß-Gerau erwies. Der Erschütterungskreis um diesen Ort hatte einen Radius von 16½ g. M., so daß derselbe bis Remagen und bis Hohen-Asperg in Württemberg reichte und etwa eine Fläche von 830 g. Q.-M. umfaßte. Aber so zahlreich auch die Stöße waren, deren jeder nur einen Theil dieses Bereiches traf (in Groß-Gerau konnte man am 2. November oft 20 in einer Stunde zählen und im Ganzen über 600), und manche so stark waren, daß Schornsteine herabstürzten, so ist doch nirgends eine wesentliche Beschädigung erfolgt. Diese Gegend war seither fast frei von Erdbeben gewesen.

Bigorre in den Pirenäen erlitt am 11. September einen starken Stoß. – Die Grafschaft Wicklow in Irland und einige Orte Suffolks in England am 2. und 9. Januar; Lancashire und die schottischen Hochlande am 14. und 28. März. – Einige Dörfer der dänischen Insel Seeland hatten am 28. Januar Erderschütterung, und Luleå in Schweden eine mehrere Sekunden anhaltende am 22. Januar.

In Italien spürte Florenz am 7. Februar leichte Erschütterungen, Siena ziemlich lange anhaltende am 13. April und Ende Septembers, Bologna am 25. Juni; Calabrien (Reggio, Pizzo, Filadelfia, namentlich Monteleone) in der zweiten Hälfte Dezembers. – Am 16. November traf ein heftiges Erdbeben das südliche Algier, namentlich Biskra; Sidi Alba wurde zum Theil, Seriana gänzlich zerstört. – Der nördliche Theil der dalmatischen Küste, Zengg und Otocac, hatte am 30. März anhaltende Erschütterungen; Dalmatien litt von Anfang des Jahres, besonders Ragusa, und vom 2. bis 30. Mai erfolgten 53 Stöße, von denen die am 5. und 22. Mai die heftigsten waren.

Im östlichen Theile des Mittelmeeres trafen Erdbeben am 28. Dezember die Ionischen Inseln, namentlich Sa. Maura, das ganz zerstört wurde, und Corfu; Athen und Umgegend am 1. März; Rhodus am 18. April wurde heftig und andauernd betroffen, am 16. Mai schwach, im Juni noch fortdauernd, sogar noch am 1. Dezember. Das Erdbeben am 18. April traf die Insel Symi furchtbar. An letzterem Tage empfand Smyrna heftige Stöße, Marmarita und Mullah wurden halb zerstört, und Onlah im Mentescher Kreise versank nach heftigen Stößen ganz. Konstantinopel empfand leichte Erschütterungen am 18. April; mehrere Orte in der Krim litten sehr am 11. Oktober; Petrowsk im Kaukasus wurde am 1. April erschüttert, Schamachi erfuhr am 21. August und 2. September zerstörende Stöße.

Täbris in Persien hatte am 3. Januar ein heftiges Erdbeben; viele Gegenden Ostindiens am 10. Januar, hauptsächlich das Katschha-Teraï,

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 606. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_606.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)