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Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932

sich gegeneinander nach ihrem Wert" (Einführung in die Nationalökonomie, Berlin 1925, S. 239) x ). Diese in sich widerspruchsvolle Stellungnahme R. Luxemburgs, durch welche sie in die schlimmsten Irrtümer des Vulgarsozialismus verfallt, ist kein Zufall. Sie entspringt aus ihrer falschen Vorstellung von der ein fur allemal durch die Naturgestalt des Mehrwerts bereits gegebenen Funktionsbestimmung desselben, entweder als Produktionsmittel innerhalb der Abteilung I oder als Konsumtionsmittel innerhalb der Abteilung II zu wirken. Aus dieser funktionellen Vorausbestimmung ergibt sich fur R. Luxemburg , daß irgendwelche Verschiebungen des Mehrwerts (oder eines Teiles desselben) aus der Abteilung II in die Abteilung I unmöglich ist. Eine solche Übertragung des Mehrwerts scheitert nach R. Luxemburg noch aus einem zweiten Grund, nämlich an der Gleichwertigkeit der Austauschverhältnisse zwischen beiden Abteilungen (Die Akkumulation, S. 311).

Mit dieser Behauptung gelangt R. Luxemburg notwendig zur Negation des ganzen Inhalts des III. Bandes des ,,Kapital" und speziell der dort entwickelten Lehre von den Produktionspreisen und von der Herausbildung einer gleichen Profitrate. Ihr Wortzugeständnis, daß im Mittelpunkt des III. Bandes die Lehre von dem Durchschnittsprofit, „eine der wichtigsten Entdeckungen der Marxschen Theorie", steht, kann den wahren Sachverhalt, daß sie die Lehre vom Durchschnittsprofit preisgegeben hat, nicht verschleiern; vielmehr wird diese Preisgabe noch dadurch unterstrichen, daß R. Luxemburg den einzigen Weg , auf welchem sich ein gleicher Durchschnittsprofit herausbilden kann, als unmöglich bezeichnet. Vergegenwärtigen wir uns den Sachverhalt an dem Marxschen Schema der einfachen Reproduktion :

I 4000c + lOOOv + 1000m = 6000 Profitrate = 20%
II 2000c + lOOOv + 1000m = 4000 Profitrate = 33%

Wir sehen, halt man an dem Wertschema, an dem Austausch von Aquivalenten fest, also daran, daß 1000v + 1000m der Abteilung I sich gleichwertig gegen 2000c der Abteilung II austauschen, dann fällt die Marxsche Lehre von den Produktionspreisen unter den Tisch, dann müssen in beiden Abteilungen verschiedene Profitraten bestehen. Die Profitrate der Abteilung I betragt 20%, die der Abteilung II

Empfohlene Zitierweise:
Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932. C. L. Hirschfeld, Leipzig 1932, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Sozialforschung_Jahrgang_1.pdf/100&oldid=- (Version vom 12.5.2022)