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100.
     Kat to začu Mujagin Halile,

od očiju suze opustijo
pa po tome na noge skočijo
pa se ode junak opremati.
      Govori mu buljubaša Mujo:

105.
– Stan kopile, nagojak Halile!

Kut ćeš ići ne ćeš lahko doći,
jer je vlaše skoro osiljelo.
Mrtvi, brate, za hator ne znaju.
      A Halil mu tiho govoraše:

110.
– Brate Mujo od jedne matere!

tvrda vjera i ne ubila me,
ja ću ići u Kunar planinu
kad bi znao, da bi poginuo!
      Vid kurvića Gavran kapetana!

115.
koliko je silan osilijo,

ni mrtvijem živa ne da mira!
      Pa se spremi na bijelu kulu;
is podruma izvede malina,
malinu se baci na srijedu.

120.
      I eto ga us polje zeleno;

dok zeleno polje pogazijo
a primi se gore i planine.
      Kad izigje u Kunar planinu
do Halina zelena mehzara,

125.
u planini rasjede malina,

zavede ga u jelovo granje
pa ga prekri bugar kabanicom.
     Kada noćca na zemlju panula –
vedro bješe pa se naoblači,

130.
iz oblaka tiha kiša pogje.

      Do pô noći kiša udaraše,
ot pô noći kiša sa snijegom
a studeni vjetar udaraše.
      Smrzoše se toke za jeleke

135.
a jeleci za tanku košulju

a košulja momku za tijelo.
      Ljuto pisnu Mujagin Halile:
– Avaj mene do Boga miloga!
gje pogibo’ junak u planinu

140.
i bez rane i bez mrtve glave!

      Pa skočijo od zemlje na noge
pa poleće bijesnu malinu,
ne bi li se konja dograbijo
pa da bježi sentu na Kladušu.

145.
      Dokle nešto iz oblakâ pisnu,

odgovara tanko glasovito:

     Als Mustaphagas Halil dies vernommen,
entstürzten heisse Thränen seinen Augen,
und hurtig war der Kämpe auf den Beinen
und ging, um gleich die Rüstung anzulegen.

105.
      Da fährt ihn an der Scharenführer Mujo:

– Am Platz geblieben, Bastard, Zögling Halil!
Was willst du steigen und dich leicht versteigen?
denn der Walache trotzt in wildem Grimme.
Mein Bruder, Tote fragen nicht um Liebe!

110.
      Drauf gab ihm Halil leise diese Antwort:

– O Bruder Mujo, Sohn von meiner Mutter!
Mein Wort ist Wort, es bringe nie den Tod mir!
Ich ziehe traun ins Kunarhochgebirge
und wüsst’ ich’s selbst, dass ich mein Leben lasse.

115.
      Da schau den Metzensohn, den Hauptmann Gavran,

wie hoch des Frevlers Frevlermut gestiegen,
gönnt nicht einmal den Toten letzte Ruhe!
      Die Rüstung legt er an auf weisser Warte
und führt den kleinen Zelter aus dem Keller

120.
und schwingt hinauf sich mitten auf den Zelter.

Schon reitet er entlang den grünen Fluren,
schon hat er auch durchquert die grünen Fluren
und klimmt hinan die Halden und die Berge;
gelangte so ins Kunarhochgebirge

125.
zum grünen Grabeshügel Held Haline’s.

      Im Hochgebirge stieg er ab vom Zelter,
bedeckte ihn mit dem Bulgarenmantel
und führte ihn ins tiefe Tannendickicht.
      Als sich die traute Nacht zur Erde senkte –

130.
erst war’s so hell, dann zogen auf die Wolken,

und aus den Wolken fiel ein Sprüheregen;
bis Mitternacht fiel nur herab ein Regen,
nach Mitternacht mit Schnee gemischter Regen.
Es blies dazu der Wind ein kalt Gestöber.

135.
      Da froren hart die Knöpfe an das Wams an,

die Westen aber an das dünne Hemde,
das Hemde fror dem Jüngling an den Leib an.
      Vor wehem Leid entfuhr ihm laute Klage:
– O weh, mir weh, du lieber Gott im Himmel!

140.
Da komm’ ich Held im Hochgebirg’ ums Leben,

so wundenlos und ohne Kampf und Totschlag!
      Rasch sprang er auf die Beine auf vom Boden
und rannte hin zu seinem wilden Zelter,
um auf den Renner sich hinaufzuschwingen,

145.
ins Grenzland nach Kladuša heimzuflüchten.

      Da plötzlich tönt ein Piepsen aus den Wolken
und hell vernehmlich hallt zurück die Antwort:


Empfohlene Zitierweise:
Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_278.png&oldid=- (Version vom 10.4.2024)