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Prizajmi ga Gavran kapetane,

195.
pa za njime kopje oturijo,

svom vrančiću izmegju ušiju
a Halilu po svilenu pasu.
     Malin bješe dobar mejdandžija
a na njemu Halil binjedžija.

200.
     Kad opazi čelikli džilita,

malin pade na koljena prva,
Halil bježi pod grivu malinu;
preko njega kopje prelijeće.
     Onda Halil povrati malina

205.
pa prizajmi Gavran kapetana

i za njime kopje opravijo.
     Kat poleće kopje Halilovo,
vranac bješe dobar mejdandžija
a na njemu Gavran binjedžija.

210.
     Kat opazi kopje ot turèina,

dobar vranac na stranu oskače,
pored njega kopje prolijeće
te u studen kamen udaraše.
     Pa na dizgin konje povratiše,

215.
prifatiše sablje okovate.

     Kuda zgadja Gavran kapetane,
prosijeca dibu i kadifu,
po sto drama isijeca mesa;
boji zemlju i zelenu travu.

220.
     Kuda šiba Mujagin Halile,

prosijeca setru i pantolu;
po sto drama isijeca mesa.
     Po jednom se sabljam udariše;
dok grdnije rana zadobiše,

225.
odoše se varkom udarati

i pod ruku sablju po’turati.
     Dokle oštre sablje salomiše
pa sapišta u travu baciše,
još pobliže konje pričeraše.

230.
     Prifatiše pera ot topuza,

odoše se perom udarati.
     Kud udara Gavran kapetane,
do crne ga zemlje savijaše;
kud udara Mujagin Halile,

235.
do crne ga zemlje savijaše.

     Dok čelikli pera izlomiše,
okrnjčine u travu baciše
pa pobliže konje pričeraše
te se konji prsma udariše

240.
a junaci za grla bijela.
195.
und hinterdrein verfolgt ihn Hauptmann Gavran

und schleuderte ihm nach den spitzen Wurfspeer,
dem eignen Braunen zwischen beiden Ohren
und auf Halilens Seidengürtel zielend.
     Doch war das Rösslein wohl ein wack’rer Streiter

200.
und Halil hoch zu Ross ein guter Reiter.

Kaum saust’ ihm nach der stahlbeschlag’ne Wurfspeer,
sank flugs das Rösslein auf die Vorderkniee,
und Halil barg sich unter dessen Mähne;
da flog der Wurfspeer über Ross und Reiter.

205.
     Nun machte Halil Kehrt mit seinem Rösslein,

nahm auf die Nachverfolgung Hauptmann Gavrans
und schleuderte ihm nach den langen Wurfspeer.
     Kaum sauste durch die Luft der Speer Halilens –
das braune Ross, das war ein wack’rer Streiter

210.
und auf dem Rosse sass ein guter Reiter –

so sprang der wack’re Braune rasch beiseite
und an der Seite flog vorbei der Wurfspeer
und fuhr sich fest in einen kalten Felsen.
     Sie zügelten zurück die flinken Zelter

215.
und griffen nach den schwer beschlag’nen Schwerten.

Wo Hauptmann Gavran seinen Säbel ansetzt
ist Samt und Seide gleich entzweigeschnitten,
sind hundert Drachmen Fleisch herausgeschnitten,
er färbt die Erde und den grünen Rasen.

220.
     Wo Mujo’s Halil peitscht den Hauptmann Gavran,

durchhaut er ihm den Koller und die Hose
und haut vom Fleisch heraus zu hundert Drachmen.
     Je einmal hieben drein sie mit den Schwerten.
als beide grausig Wunden schon empfangen,

225.
begannen sie mit Hinterlist zu kämpfen,

ums Schwert dem Gegner untern Arm zu rennen.
     Zuletzt zerbrachen sie die scharfen Schwerter
und warfen in den Rasen weg die Griffe
und jagten an einander nah die Renner

230.
und griffen nach den wucht’gen Stachelkolben

und lausten da einander mit den Stacheln.
     Wo Hauptmann Gavrans Kolben niedersauste,
dort wand sich Halil bis zur schwarzen Erde,
und wo Halilens Kolben niedersauste,

235.
dort wand sich Gavran bis zur schwarzen Erde.

     Zuletzt zerbrachen sie die Stacheln stählern
und warfen in den Rasen weg die Stumpfen
und jagten näher an den Leib die Renner;
da schlugen Brust an Brust sich an die Renner;

240.
die Helden griffen nach den weissen Gurgeln

und rissen sich herab von ihren Rossen.


Empfohlene Zitierweise:
Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_280.png&oldid=- (Version vom 8.4.2024)