Seite:Zeitschrift für Volkskunde I 284.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

und zum Hieb unbrauchbar geworden waren, gebrauchten die Kämpfer die Säbel als Stichwaffe, um sie einander in die Beugefugen des Panzerhemdes unter die Achsel zu stechen.

V. 234. pera ot topuza = die Federn (Stacheln) vom Streitkolben statt pernoga topuza = den mit Stacheln (auf dem Apfel) versehenen Streitkolben. Wirksam erinnert perom in V. 235 an die Gefährlichkeit der Waffe.

V. 246. Auf der Verfolgung hatte Halil den Hauptmann Gavran in einer Schlucht (bogaz) eingeholt.

V. 255. Die Vila aus den Wolken. Über die Wolkenvilen vergl. Krauss: Kaiser Konstantin auf der Sonnenburg. Wien, Monatsb. des Wiss. Klub. 1886. Vom 15. April, S. 4 ff., und Kr.: ,die verein. Königr. Kroatien und Slavonien‘ S. 129.

V. 255 ff. Eine beliebte Kampflist, um den Gegner zu lähmen.

V. 268. Sowie hier Halil, so empfangen noch sonst in mohammedanischen Guslarenliedern die Mohammedaner schwere Verwundungen. Der Mohammedaner spricht äusserst selten seinem christlichen Gegner die ritterlichen Eigenschaften Mut, Tapferkeit, Kraft und Stärke ab, während die Lieder der christlichen Guslaren den Mohammedaner als einen Schwächling, als eine feige und niederträchtige Memme darstellen. Im einmaligen Auf- und Abgehen tötet der christliche Held mir nichts, dir nichts zu dreissig Mohammedaner und strengt sich dabei gar nicht viel an. Man vergleiche in dieser Hinsicht die Leistung Vid Žeravica’s im ,Burgfräulein von Pressburg‘. Freilich tötet auch Ibrâhim Nukić (Proceedings of the American Philosophical Society. vol. XXV. Philadelphia 1888, p. 189 ff.) dreissig christliche Banditen, aber letztere dürfen auf ausdrücklichen Befehl ihres Hauptmanns zu ihrer Verteidigung sich nicht einmal rühren. Der mohammedanische Guslar hat als Darsteller noch immer die Empfindung, dass er das Unwahrscheinliche zum mindesten dichterisch als wahrscheinlich begründen müsse. In solcher und ähnlicher weisen Masshaltung liegt unter so manchem anderen auch ein Vorzug der mohammedanischen gegenüber den christlichen Guslarenliedern.

Meine Übersetzung ist im zehnsilbigen trochäischen Verse mit regelmässig auftretendem Auftakt verfasst. Die Notwendigkeit dieser Änderung gegenüber der zehnsilbigen Zeile meiner Vorlagen, habe ich in der Einleitung zum ,Burgfräulein von Pressburg‘ (im III. Heft der Ethnolog. Mitt. aus Ungarn 1889) zu begründen versucht. An den dort ausgesprochenen Ansichten muss ich noch immer festhalten.


Empfohlene Zitierweise:
Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_284.png&oldid=- (Version vom 9.4.2024)