Seite:Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde - Band IV.djvu/205

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV


zu welcher sprachklasse das wort vampyr gehöre. deutungen aus dem slavischen sind viele versucht, keine gelungen, weil in Dalmatien upirina auch ein luftgeist sein soll, weiset Linde (VI. 68. b) auf das zeitwort upierz-yc, befiedern hin. die russischen ‚zzvestija‘ (I. 113) erklären wampir als blutsauger durch das lithauische ‚wempti‘ trinken, das ich jedoch bei Nesselmann vergebens suchte. wempti, wampti bedeutet jedoch bei den Lithauern auch murmeln, wornach vampir ein poltergeist, unruhegeist wäre. mit diesem vampiti, murmeln, könnte einigermaßen der name der vampire bei den Kasuben verglichen werden, die sie wieszczi d. i. wahrsager, ursprünglich so viel als sprecher, nennen, auch die Serben kennen einen vjedogonja, dem besonders der flug zugeschrieben wird im sprichworte ‚er fliegt wie ein vjedogonja.‘ die Serben nennen ihn auch jedogonja. aus einem menschen steigt schon zu lebzeiten im schlafe sein geist heraus und er hat nach dem tode die meiste anwartschaft ein vampyr zu werden, weshalb man mit seiner leiche wie mit der eines vampyrs verfährt (vgl. Vuk’s riecnjk unter den genannten schlagwörtern).

In Mähren nennt man die erscheinung eines vampir’s auf dem kirchhofe ‚ze se zie podelalo,‘ etwa wörtlich, daß übles angethan wurde und die Mähren sehen ‚wie am grabe zuerst etwas anfängt zu wühlen wie eine henne in einem aschenhaufen, dann wächst es wie ein schaf.‘ wenn man dem leichname dann mit einem grabscheit den kopf ‚abwühlt,‘ so thut das gute dienste. auch die drei würfe erdschollen auf den sarg des eingesenkten thun gute dienste (Kulda, mährische sagen l. 435).

J. J. HANUS.



PROPHEZEIUNGEN.

Wenn die bäume, welche auf der Ulfiswiese bei Innsbruck zu beiden seiten der straße gepflanzt sind, so kräftig werden herangewachsen sein, daß man daran ein roß festbinden kann, dann wird daselbst eine große schlacht geliefert


Empfohlene Zitierweise:
Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/205&oldid=- (Version vom 1.8.2018)