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4. Kapitel.
Die falsche Theorie.

Es war Vollmond und klarer Himmel. Schraut hatte sehr bald den bewaldeten Teil des Seeufers erreicht und fühlte sich nun hier im Schatten der Baumkronen weit sicherer. – Der See hatte einen Durchmesser von vielleicht zweihundertfünfzig Meter. Stellenweise hatten Erdrutsche am Ufer stattgefunden, so daß eine Menge Kiefern, Eichen und Buchen halb im Wasser standen. Dies sah recht eigenartig aus. – Als Schraut dann das Schloß Szentowo, einen schlichten Bau mit einem einzigen, massigen Turm, sich gerade gegenüber hatte, setzte er sich auf die steile Uferböschung und freute sich des poetischen Bildes, das der stille Waldsee und drüben das Schloß im Mondenschein darboten. Vielleicht bekam er auch den Grafen und die Gräfin im Boot zu sehen, dachte er. Oder gar das Seeleuchten. – Doch nein – das zeigte sich ja nur in dunklen Nächten – genau so wie das gräfliche Paar als Bootsfahrer. Dann wieder fiel ihm sein Kollege, der Leierkastenmann ein. Er war neugierig, wann Harst sich wohl wieder hier einfinden und was überhaupt bei dieser ganzen Detektivarbeit herauskommen würde. Vermutlich eine Niederlage. Dann war die Wette verloren und Harst seine Million los. – Schraut unterbrach hier seine Gedankenreihe und sog prüfend die Luft ein. – Er roch etwas – etwas das er

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Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/71&oldid=- (Version vom 1.8.2018)