Simon von Utrecht

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Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Simon von Utrecht
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aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 118–120
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
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[118]
45. Simon von Utrecht.
(1400–1437.)

Von den Heldenthaten des tapfern Schiffshauptmanns Simon von Utrecht gegen die Piraten der Nordsee haben wir eben vernommen. Die Stadt Hamburg hat sich ihm aber auch dankbar bewiesen und ihn bei seinen Lebzeiten wie nach seinem Tode immerdar in hohen Ehren gehalten. Vermuthlich stammte er aus den Niederlanden und war schon vor 1400, in welchem Jahre er das Bürgerrecht gewann, hier eingewandert. Ob er mit seinem Schiffs-Eigenthum auch Kaufmannschaft verbunden habe, ist nicht gewiß zu sagen; er wohnte, wenigstens in den späteren Jahren, im Rödingsmarkte. Nachdem er sich nun [119] auch durch Werke des Friedens verdient gemacht hatte, ist er in den Rath gewählt und 1433 sogar Bürgermeister geworden. Und in dieser obrigkeitlichen Eigenschaft sehen wie ihn nicht nur aus Hansatagen thätig, sondern alsbald auch wieder auf dem Kriegsschauplatze. Er machte den Hansischen Seezug gegen die Dänischen Inseln und Flensburg (1428) mit; und 1432–1433 befehligte er die Hansische Flotte, welche gegen die räuberischen Strandfriesen geschickt wurde. Er schlug dieselben zur See, zwischen der Weser und Ems, und darnach auch zu Lande, indem er ihr Raubnest, die Seebaldsburg, zerstörte, und nach den glücklichen Siegen bei Norden und Lütetsburg, die Hauptstadt Emden einnahm, woselbst fortan ein Hamburgischer Rathsherr als Statthalter regierte.

Als Herr Simon von Utrecht hieraus nach Hamburg zurückgekehrt war, da wurden ihm von seinen Mitbürgern die höchsten Ehren erwiesen, die es in einer freien Stadt giebt; er wurde nämlich zum Bürgermeister erwählt, und zwar zu einem außerordentlichen oder Ehren-Bürgermeister, denn die vier verfassungsmäßigen Plätze waren insgesammt besetzt; und die hierin liegende noch höhere Auszeichnung ist nach ihm Niemandem wieder zu Theil geworden.

Im Jahre 1437, als er das Ende seines thatenreichen Lebens nahe fühlte, machte er ein Testament, worin er, abgesehen von einigen Messen und Armenspenden, eine gewisse jährliche Summe zu den Unterhaltungskosten der Hamburger Kriegsschiffe verordnete, womit also der alte Seeheld noch sterbend seinen Patriotismus in einer seinem größten Wirkungskreise entsprechenden Art bewährt hat. Im Receß von 1570 wird dieser Stiftung von den Bürgern gedacht.

Am 14. October 1437 ist er gestorben und in der Nicolaikirche bestattet. Daneben wurde sodann ein Denkstein zu seiner Ehre eingemauert, welcher aus dem Brande von 1642 glücklich [120] gerettet ist. Er zeigt oben das Wappen Simon von Utrecht’s: ein großes dreimastiges Seeschiff mit einer Thierfigur am Spiegel, ohne Zweifel die berühmte „bunte Kuh;“ ein Schwan zieht das Schiff durch die Wellen; oben aus dem Helm des Wappenschildes ist ein Schwan mit ausgebreiteten Flügeln. Darunter folgt eine kurze Inschrift in Lateinischen Versen, welche auf seine Besiegung der Piraten hinweißt und die Nachwelt ermahnt: den großen Thaten der Vorfahren nachzueifern, damit der Ruhm der Stadt nicht sinke.

Im Jahre 1566 gedachte die St. Nicolai-Kirchenbehörde das Grab, darin Herrn Simon’s Gebeine ruhten, zu verkaufen, da schon über Menschen Gedenken dasselbe nicht geöffnet und kein Erbrecht daran geltend gemacht war. Ob noch Nachkommen von ihm lebten, wußte man nicht – vielleicht wußten die etwas später als Vicare vorkommenden Johann und Georg von Utrecht nichts über ihre etwanige Abstammung von Herrn Simon - genug, das Grab wurde an Hinrich Rheder verkauft. Kaum aber erfuhr der Senat diesen Handel, als er seine Aufhebung anordnete, „dewile Herr Simon von Utrecht dar in begraven is, de so veelfaltige Deenste düsser guden Stadt ertöget hett.“ Im Jahre 1661 aber, nachdem in wieder verstrichenen 100 Jahren kein Mensch Ansprüche an das Grab gemacht – der um 1612 vorkommende Adrian von Utrecht, ein heimlicher Tischler, hatte wohl nicht daran gedacht – da ist das Grab an Herrn Jürgen Kellinghusen, derzeit Jurat der Kirche, für 150 [M.][1] unter der Reservation verkauft, sogleich davon abzustehen, wenn irgend Jemand Einsprache erheben würde.

Anmerkungen

[379] Geschichtlich, meist denselben Quellen nacherzählt. Auch Wilckens, Hamb. Ehrentempel. S. 6. Die das Grab betreffende Notiz: aus Archival-Nachrichten. Die Inschrift das Denksteins giebt u. A. Ankelmann: Inscript. Hamb. LV.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. lübische Mark