Sommerabend (Kerner)

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Textdaten
Autor: Justinus Kerner
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Titel: Sommerabend
Untertitel:
aus: Morgenblatt für gebildete Stände. 8. Jg., 1814, 2. Theil, Nr. 280. S. 1117
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 23. November 1814
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Quelle: Google und Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe Kloster Lorch
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Sommerabend.


(Auf Kloster Lorch, der Gräbstätte des Hohenstauffischen Herzog- und Kaiserhauses.)

Nach mildem Abendregen
Die Lüfte, kühlend weh’n;
Des Landes reicher Seegen
Dampft auf zu blauen Höh’n.

5
Duft kommt herangezogen

Von Blumen, Kräutern grün,
Die unter goldnen Wogen
Des Aehrenfelds erblüh’n.

Es rauschen durch die Stille

10
Die Aehren, voll und schwer;

Der Wald in üpp’ger Fülle
Steht schwarz, ein nächtlich Meer.
Und über ihn sich breitet
Ein stolzer Felsenkranz,

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Das ist die Alp, gekleidet

In blauen Himmelsglanz.

Und all’ die Berg’ und Auen,
Bebaut mit fleiß’ger Hand,
Dies Land, so schön zu schauen,

20
Ist deutsches Vaterland!

Geküßt von Himmelsbläue,
Steht es, des Himmels Braut.
Schützt, Brüder, sie mit Treue!
Gott hat sie euch vertraut!

25
Schlaft süß, die ihr den Degen

Für diese Braut geführt,
Die auf des Sieges Wegen
Jüngst sel’ger Tod berührt!
Auch hier aus alten Zeiten

30
Schläft manches Heldenbild,

Das einst in blut’gen Streiten
War deutschem Land ein Schild.

Noch ragt der Fels vor allen,
Drauf einst der Helden Haus;

35
Ist auch ihr Leib zerfallen,

Die Treu’ hält ewig aus.
Drum stieg in Kampfes Tagen
Hier aus der Grüfte Nacht
Manch’ alter Held, zu tragen

40
Das Siegspanier der Schlacht.


Mit solchen treu, verbunden,
Da kämpften Männer gut,
Da sprang aus sel’gen Wunden
Ein Heilquell, deutsches Blut.

45
Lasst deutschen Muth nicht sinken,

So lang noch Alpen steh’n,
Euch Heldengeister winken
Von ihren blauen Höh’n!

Hängt fest, wie Waldes-Eichen,

50
Am heil’gen deutschen Land!

Wollt ritterlich euch reichen
Zu Schutz und Trutz die Hand!
Die Braut in Himmelsschöne,
Dies Land so seegenreich,

55
Will starke, treue Söhne,

Den ew’gen Alpen gleich.

 Justinus Kerner.