Stader Reimklage
Rechferdichheit unde gude olde sede
Hir unde in allen steden
Schir uht der werlde gat.
Dat moge gy proven bat
De knokenhowere hadden den sede,
Dat eyn jewelich achter sime lede
In den scranhen stut sulven unde hadde veyle
Syn eghen vlesch mit heyle.
De kopet enen offen tosamen ofte eyn rint
Unde delet it under sich vul rechte
Unde dut it den eren knechten.
De knechte den achter den lede stat,
Sint eres eghenen vlesches underkopere
Unde der koplude ummelopere.
Ok hadden se hir bevoren enen guden sede,
Den man noch holt in manneghen steden.
Dat he dar under legghen scolde
Eyn laken wit unde reyne,
Dat man dar by mochte proven unde meynen,
Swe vinnich vlesch vormiden wolde,
Desse sede sint vorgan vor war,
Alse man mach proben apenbar.
De becker backet drier hande brot.
Ein molder, dat is grot,
Umme pennighe rede.
Eyn ander molder, dat minner is,
Dar nemet se vore pant alwis
Van den, de den reden nicht ne hat.
Dat dot se to like
Van den kameren den riken,
De it dar up de stocke halet
Und doch like wol betalet.
Und sunderlichen dat arme deyt,
Dat dorch siner not
Mot kopen sin daghelikes brot.
De vischer hir in der stat
Dat se de vische vorekopen pleghet
Van den, de se hir in de stat dreghet
Mit kipen unde mit korven.
Aldus denjenen, de vische bedorven,
Wan den vischeren vordrut lengher to stan,
So vorkopet se se den underkoperen
Unde eren ummeloperen,
De vorkopet se durere vort.
Dat de visch wert drie vorsolt,
Er he kumpt in sine wolt,
De eme eten scal.
Occh de vische overall,
Unde hir uhtvoret hemeliker var,
Vorkopet se lever to Hamborch
Wen hir eder voret se vort to Luneborch.
Dat is eyn grot scade
De vorkopere der swine
Dot der menheit grote pine
Darane, dat se se vorekopet buten der stat
Und up den market bringet vorebat.
So kumpt ere kumpan here
Unde koft se dure van eme,
Up dat se de borgher durer neme.
Konet se se den nicht vorkopen na ereme willen,
Unde voret se in schepen to Hamborch
Edder drivet se over lant to Luneborch.
Dat is der menheit to Stade
En undrechlich scade.
Des markedaghes up den market stan
Und latet de vörfchen boteren vorekopen
Unde menghet se den in eren lopen
To der denschen unde vreschen gar.
Dat se to eren maten hebbet stocke, de sint bret,
De senwolt weren bi der olden det,
Dar se de boteren mede slichtet.
Aldus wart ovele berichtet
De umme boteren to en gheyt.
De honerhokere hebbet och sede, de sint quat
Dat se beyde up den market und vor dat vleschhus gat
Unde kopet dar de eyere unde honere vore
Hir bevoren was dat en sede,
Dat de hoken hadden sunderlike stede,
Unde de geste stunden van en bat.
Des kan sich nemant vore sen,
He ne werde bedroghen van der hoken scar,
So man mach proven openbar.
Gi eddelen unde wisen heren,
Unde och juwe salicheyt
So helpet der armen menheit
Wedder stande stucke, de hir vore screven sint,
Dat des iu lone Marien kint!
Textkritische Anmerkungen Stammlers
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20 wor kopen
24 vor miden
26 vor gan
41 armedeyt
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102 der] den
108 de fehlt
Anmerkung (Wikisource)
Der Text ist im Amtsbuch der Knochenhauerinnung zu Stade überliefert. Erstabbdruck von Karl Ernst Hermann Krause im Archiv des Vereins für Geschichte und Altertümer der Herzogthümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln zu Stade 1 (1862), S. 129-133 MDZ München. Dort gibt es ausführliche Worterläuterungen, während Stammler sich im Apparat S. 141 auf einige wenige Hinweise beschränkt.
Zur handschriftlichen Überlieferung siehe https://archivalia.hypotheses.org/5474.